Es gibt Künstler, die fallen auch im SWAN Magazine auf. Karlheinz Schuhmacher ist so einer. Karlheinz gehörte zu den ersten Abonnenten des SWAN Magazines und hat sich mit einem besonderen Photoproject bei uns beworben: Künstliche Intelligenz. Statt mit Photoshop (wie manch anderer Bildkünstler) hat Karlheinz Schuhmacher Computer und Platinen, Leuchtdioden und Programmcodes entweder in seine Fotos projiziert oder aber direkt als „Hardware“ mit eingebaut und so neben der „Software“ (seinen Models) einen harten Kontrast geschaffen. Projekte sind sein Thema.
In Ergänzung zum umfangreichen Hauptinterview in Ausgabe 06 sprechen wir heute mit Karlheinz Schuhmacher. Er hat nach dem Lockdown zu den ersten gehört, die die Lockerungsmassnahmen umgehend dazu genutzt haben, Urlaub zu machen.
SWAN Magazine: Karlheinz, wie geht es Dir? Hast Du die Corona-Krise gesundheitlich gut überstanden?
Karlheinz Schuhmacher: Hallo zusammen, prächtig geht es mir. Und ich hoffe doch sehr, dass es euch und euren Leserinnen und Lesern ebenso geht. Auch wenn ich davon ausgehe, dass die Corona-Krise noch lange nicht überstanden ist, habe ich großen Respekt, aber keinerlei Angst und deshalb war für mich klar, sobald es möglich ist, unseren Urlaub an der Ostsee anzutreten.
SWAN Magazine: Und wie lief es in Bezug auf Fotoshootings? Hast auch Du vollständig ausgesetzt?
Karlheinz Schuhmacher: Da mich passend zu Corona eine schwere Influenza voll im Griff hatte, war eine „Zwangspause“ selbstverständlich. In dieser Zeit habe ich –wie bestimmt alle anderen Fotografen auch– Informationen gesammelt und meine Schlüsse gezogen. Nach dem Abklingen und der Genesung haben wir langsam und mit Abstand mit Shootings wieder gestartet. Auch wenn es sich erst einmal anders angefühlt hat, war es ausgesprochen produktiv. Zusätzlich sind wieder neue Projekte entstanden.
SWAN Magazine: Nun bist Du vor allem für Deine Ausstellungen bekannt. Wir wissen, dass Deine Ausstellungen und Venissagen schon wegen Bauerndemonstrationen in Innenstädten haben verschoben werden müssen. Deine Veranstaltungsplanung ging jedoch auch weit in die Corona-Phase hinein. Wie sieht es da aktuell aus?
Karlheinz Schuhmacher: Die von mir organisierte Gruppenausstellung „bildsymphonie.de and friends“ konnte Anfang März –dank toller Freunde– trotz meiner krankheitsbedingten Abwesenheit durchgeführt werden. Zwei Ausstellungen wurden verschoben.
SWAN Magazine: Das heisst? Wann wird die nächste Ausstellung beginnen und wo können wir Dich dann begrüßen?
Karlheinz Schuhmacher: Termine hierfür sind momentan noch nicht gefunden. Ich gehe aber davon aus, dass diese noch dieses Jahr stattfinden werden. Die Örtlichkeiten stehen fest: Einmal das Thema „Künstliche Intelligenz“ im Zahnmedizinischen Zentrum Zessin in Gladenbach und „The Power behind the Picture“ in einem alten Sägewerk in Rauschenberg. Die jeweiligen Termine werden –sobald bekannt– auf meiner Internetseite www.bildsymphonie.de zu finden sein.
SWAN Magazine: Wird es da auch eine klassische Vernissage geben, wie zuletzt in der Sparkasse Giessen? Habt Ihr dazu ein spezielles Abstandskonzept entwickeln müssen oder seid Ihr einen Schritt weiter gegangen?
Karlheinz Schuhmacher: Wie meinst du „weiter gegangen“?
SWAN Magazine: Nun, es wäre ja auch denkbar, jedem Besucher der Vernissage eine eigens produzierte Maske am Eingang auszuhändigen, die eine bestimmte Botschaft aufgedruckt beinhaltet.
Karlheinz Schuhmacher: Das ist bisher nicht geplant. Da es Viren ja nicht nur im medizinischen Kontext gibt, sondern auch bei Computern, könnte ich mir sogar eine spannende Umsetzung vorstellen. Aber geplant ist sowas derzeit noch nicht. Aber wer weiss… 😉
SWAN Magazine: Welches Projekt hast Du kürzlich umgesetzt?
Karlheinz Schuhmacher: Gerne stelle ich Euch ein noch junges Thema vor, das mich umtreibt. Das Thema lautet: „Skulpturaler Akt“, also Zeitgeschichte fotografisch umgesetzt. Dieses Projekt widmet sich berühmten Figuren aus der Zeitgeschichte und ist ein Versuch, Mimik, Gestik, Körperhaltung und Ausdruck in Einklang zu bringen.
SWAN Magazine: Wie sieht die Ausstellungsplanung für die kommenden Monate aus?
Karlheinz Schuhmacher: Zur Zeit beobachte ich den „Markt“ und schaue, wie sich die Lockerungsmassnahmen entwickeln. Ich denke aber, dass das Sägewerk den Anfang machen wird, da die Räumlichkeiten sehr groß sind. Eine Vernissage wird es vermutlich aber nicht geben. Irgendetwas Besonderes wird mir aber bestimmt einfallen. Im September bin ich bei einer Gruppenausstellung der FotoCommunityMarburg dabei und mein Hauptfokus liegt bereits jetzt auf dem Jahr 2021.
SWAN Magazine: In unserem Hauptinterview in Ausgabe 06 hast Du von einer neuen Kooperation mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) berichtet. Konntest Du dort bereits neue Motive umsetzen und so Deinen Ausstellungsfundus erweitern?
Karlheinz Schuhmacher: Zum Glück hat es vor Corona noch geklappt, einige Projekte anzuschieben und auch zwei davon umzusetzen und abzuschliessen. Beim Ersten ging um den Gedanken: „Wird das Thema Robotics und Künstliche Intelligenz so verschmelzen, dass die Fotografin, der Fotograf überflüssig wird?“. Beim zweiten Projekt entstand die Aufnahme „Mensch und Technik in 3D“. Ein drittes Projekt ist zwar gestartet, aber noch nicht abgeschlossen. Hier geht es darum, einen Menschen so zu fotografieren, dass mit den Einzelaufnahmen ein 3D-Modell erstellt und gedruckt werden kann. Meinen großen Dank hier noch einmal an Lea, Jessica und Janin, die als Model dabei waren. Weiterhin möchte ich mich bei der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) bedanken, die für diese Projekte sowohl ihre Räumlichkeiten, wie auch Roboter und Zubehör zur Verfügung stellten.
Die Technische Hochschule Mittelhessen in Gießen und da im speziellen der Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik hat es mir ermöglicht, Teile meines Fotoprojektes zum Thema „Künstliche Intelligenz“ in den Räumlichkeiten der THM umzusetzen, wo neue Werke entstanden sind, die ihr nicht im Magazin habt.
Sobald es die Umstände wieder ermöglichen, wird es noch ein Fotoprojekt zum Thema „Autonomes Fahren“ geben. Dies drängt sich förmlich auf, da das dort ansässige Institut für Technik und Informatik im Bereich „Autonomes Fahren“ Lehre und Forschung betreibt.
SWAN Magazine: Spannend. In Ausgabe 06 hast Du zusätzlich berichtet, dass zahlreiche Projektideen in Deinem Kopf herumschwirren. Hast Du schon mit einem neuen Projekt begonnen und magst darüber etwas berichten?
Karlheinz Schuhmacher: Momentan stehen Planungen im Raum, Kunstformen zu verschmelzen. Genauer gesagt: Ich möchte die Malerei und die Fotografie in Verbindung mit Models in einem Projekt zusammenführen. Ich denke, dabei wird viel Neues entstehen. Mittlerweile ist es auch zur Routine geworden, dass ich beim PhotoSpectrumMarburg, das immer im Monat März stattfindet, neben einer Einzelausstellung von mir, auch eine Gruppenausstellung „bildsymphonie.de and friends“ organisiere. Der Startschuss hierfür ist bereits gefallen und…die teilnehmenden Fotografinnen und Fotografen sind bereits gefunden. Im nächsten Jahr werden wir ein Team von insgesamt 16 Personen sein. Was mich besonders freut ist, dass es wieder gelungen ist, Mitglieder zu finden, die bis jetzt noch nie an einer Ausstellung teilgenommen haben. Die Komfortzone zu verlassen, ist in einer Gemeinschaft schlichtweg einfacher. Zudem ist etwas Besonderes, seine eigenen Werke einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Das Thema wird „ROT“ sein. Rot wurde als erste Farbe von Menschen in der Kunst genutzt. Sie ist eine Grundfarbe und ihre Geschichte reicht bis in die frühe Menschheit zurück. Rot ist die Farbe von Liebhabern, Blut und Angst und bedeutet oft Intensität. Es ist zweifellos eine der wichtigsten Farben in unserer Geschichte. Auch in der Fotografie spielt rot eine wichtige Rolle. Sie ist Teil der komplexen und bisweilen kontroversen Natur der Farbe und offenbart gerne ihre Beziehung zu anderen Farbtönen.
SWAN Magazine: Wo liegt bei diesem Projekt die grösste Herausforderung?
Karlheinz Schuhmacher: Solche Projekte erfordern von allen Seiten viel Vertrauen und letztendlich liegt die Herausforderung darin, alles zum passenden Zeitpunkt zusammen zu haben. Auch wenn es jedes Mal eine neue Herausforderung darstellt und es immer wieder anders abläuft, macht es riesigen Spass.
SWAN Magazine: Hast Du noch ein weiteres Projekt im Auge?
Karlheinz Schuhmacher: Ein großer Bereich meines momentanen Handelns nimmt das Thema „GOLD“ ein. Gold und Künstler Gold hat viele Anwendungen in der modernen und zeitgenössischen Kunst gefunden. Heutzutage findet Gold weiterhin Verwendung in der Kunst, vor allem in der Bildhauerei, aber auch der Kosmetik und der Malerei. Warum nicht auch in der Fotografie? Assoziiert wird mit der Farbe Gold Wohlstand, Luxus, Qualität, Überfluss, Wertigkeit und nicht zuletzt Eleganz. Ein Übermaß führt schnell zur Anmaßung, wirkt selbstgefällig und listig.
SWAN Magazine: Setzt Du das Projekt denn alleine um oder hast Du einen Partner, der Dich unterstützt?
Karlheinz Schuhmacher: Bis zum Zeitpunkt der Hängung der Bilder in einer Ausstellung organisiere ich meine Projekte alleine – zusammen mit meinen Models, die ich speziell für jedes einzelne Projekt aussuche. Ab der Moment, wo die Entscheidung gefallen ist, ein realisiertes oder laufendes Projekt in eine Ausstellung zu bringen, ist dann Teamgedanke mit dem Veranstalter, der Location, etc. gefragt. Das hat bis jetzt immer prima geklappt und man lernt spannende Menschen dabei kennen.
SWAN Magazine: Deine Kinder haben Dich damals zu Facebook gebracht und ein Profil für Dich eröffnest. Hast Du auch schon daran gedacht, mit Deinen Kindern ein besonderes Projekt -also keine klassischen Urlaubs- oder Familienfotos- umzusetzen?
Karlheinz Schuhmacher: Dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar, hat dies doch meinen Weg ganz klar bestimmt. Ein gemeinsames Projekt ist ein toller Gedanke und ich hoffe doch, dass mir hierfür auch noch eine passende Idee einfällt.
SWAN Magazine: Momentan machst Du Urlaub mit Deiner Frau. Dein „Lieblingsmodel“?
Karlheinz Schuhmacher: Meine Frau ist diejenige, die mir den Freiraum für mein Hobby gibt, die hinter mir steht und die unseren Weg gemeinsam mitgestaltet. Sie ist mein „Lieblingsmensch“, durch niemanden zu ersetzen und da sie keine Ambitionen zum Modeln hat, fällt dies leider weg.
SWAN Magazine: Und Blümchen- oder Strandfotos machst Du auch im Urlaub nicht, seid Du Dich voll auf die Peoplefotografie gestürzt hast?
Karlheinz Schuhmacher: Im jetzigen Urlaub hat meine Kamera auch Urlaub, da wir an diesem Ort bereits desöfteren waren und besondere Örtlichkeiten, bzw. Momente dementsprechend abgelichtet sind. Ab und an gibt es aber auch mal Bilder außerhalb der Peoplefotografie, jedoch dann mit dem Handy. Selbstverständlich kommt die Kamera zum Einsatz, wenn es neue Örtlichkeiten zu erkunden gibt. Da „mutiere“ ich auch schnell zum Landschaftsfotografen und auch Fotos von uns beiden stehen dann auf dem Programm, da ich das Stativ immer dabei habe.
SWAN Magazine: Reisen bieten ja immer auch die Chance, mit anderen Modellen zusammenzuarbeiten. Hast Du Deiner Frau „einen freien Tag“ gegönnt, den Du dazu nutzt, ein Shooting am Urlaubsort umzusetzen? Wenn ja, was steht fotografisch auf der Agenda?
Karlheinz Schuhmacher: Ein klares NEIN. Unser Urlaub ist unsere gemeinsame Zeit.
SWAN Magazine: Für Dein KI-Projekt hast Du vor allem Aktaufnahmen gemacht. Gibt es in Deinen Projektideen auch Ansätze, die in Richtung Fashion oder Portrait gehen – also die nackte Haut reduzieren?
Karlheinz Schuhmacher: Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, die Kombination mit Licht und dadurch der Umgang mit der Lichtlenkung sind meine Vorlieben. Grundsätzlich bin ich für alles offen und habe auch schon in allen Bereichen Projekte umgesetzt. Für das Projekt KI war Akt Grundvoraussetzung, da es sich größtenteils um Projektionen handelt, Licht auf der Haut anders reflektiert als auf Stoff und letztendlich für mich der Grundsatz war: „Wenn Du dich im Netz bewegst, bist Du ungeschützt und gibst alles von dir preis“.
SWAN Magazine: Gibt es auch neue oder historische Techniken, die Du in Deine Fotoprojekte integrieren möchtest?
Karlheinz Schuhmacher: Es gibt sie und wurden auch bereits in meinem Projekt „Körper-Zeit-Raum“ umgesetzt. Nur Weniges ist künstlerisch spannender als die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper. Er ist uns näher als alle anderen Formen und bietet unendliche Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung. Setzt man diese Grundaussagen mit einem Bewegungsablauf in einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Umfeld und mit dem passenden Licht in Verbindung, entstehen „neue Realitäten“. Entgegengesetzt zur Portraitfotografie (die einem klaren Muster unterliegt) beschäftige ich mich mit zwei unterschiedlichen Ansätzen. Einen am Abbild der Wirklichkeit und einen am Abbild der Wahrnehmung. Das Projekt kombiniert Portraitfotografie und eine Art Langzeitbelichtung so, dass in einer Aufnahme, ein Model zweimal zu sehen ist. Das Gesamtwerk entsteht in einer Aufnahme ohne Nachbearbeitung.
SWAN Magazine: Im Hauptinterview hast Du berichtet, dass Du zeitweise auch in Fotoclubs aktiv bist. Welchen Tipp würdest Du einem Einsteiger im Segment der Peoplefotografie geben? An Workshops teilnehmen, Ausstellungen besuchen, Bildbände kaufen, in Fotoclubs eintreten, auf Photowalks gehen, aktiv in bestimmten Facebookgruppen mitarbeiten oder gleich ein konkretes Photoproject beginnen und sich in diesem Projekt stufenweise zu entwickeln?
Karlheinz Schuhmacher: Wir sind alle unterschiedlich und finden daher auch unterschiedliche Zugänge zu einem Thema. Alles ist daher richtig und das Wichtigste ist und bleibt: Das machen! Mir fällt es schwer, hier konkrete Tipps zu geben. Wichtig finde ich, dass jede/r einen Weg findet, der Spass macht. In meinem Workshop „Einstieg in die Menschenfotografie“ geht es daher auch zu Beginn um die Frage was zuerst da war, „Huhn oder Ei“? Bezogen auf die Menschenfotografie sieht es doch am Anfang oftmals so aus: Ohne Model kein Portfolio, ohne Portfolio kein Model. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich erst einmal ein kleines Portfolio aufzubauen. Diese besprechen wir alle.
Bei mir war es zum Beispiel eine Teilnahme an einem Fotowalk und das Aufeinandertreffen mit einer sehr netten Person, das dazu geführt hat, dass ich meine ersten Bilder in der Menschenfotografie machen durfte und gleichzeitig Freude an diesem Thema fand. Wichtig finde ich auch Fehler zu machen, sich diese einzugestehen und daraus zu lernen. Letztendlich denke ich, dass es der Umgang miteinander, die gegenseitige Empathie, die gegenseitige Rücksichtnahme, das Verlassen der „Ich-Position“ und das dadurch entstehende Vertrauen ist, was es in der Menschenfotografie ausmacht.
SWAN Magazine: Wie wichtig ist es Deiner Meinung nach, als Neueinsteiger im Bereich der Peoplefotografie einen Mentor oder Gleichgesinnte an der Seite zu haben?
Karlheinz Schuhmacher: Dies halte ich für einen großen Vorteil, habe ich doch erlebt, keinen zu haben. Vermutlich wäre meine Entwicklung noch schneller vorangeschritten. Ob dann aber mein Weg so verlaufen wäre, wie er verlaufen ist, kann ich nicht sagen. Vermutlich eher nicht, da wieder andere Einflüsse den Weg mit gebahnt hätten. Kleines Beispiel: Ich selbst habe bis jetzt lediglich drei Workshops besucht. Alle an der Musik- und Kunstschule in Bruchsal und alle bei Tom Naumann und alle zum Thema Akt. Mit Sicherheit haben diese Workshops Einfluss auf meine Entwicklung genommen und einzelne Projekte wirken jetzt noch nach.
SWAN Magazine: Hast Du zu Beginn einen Ansprechpartner genutzt, um Dich zu „challengen“ oder warst Du auch da mehrdimensional unterwegs?
Karlheinz Schuhmacher: Eine Ansprechperson hatte ich leider nicht und dies war erst einmal gar nicht so einfach, da mich alles Mögliche in der Menschenfotografie interessierte. Somit „saugte“ ich erst einmal alles für mich auf, was ich an Informationen erhalten konnte und machte mir mein eigenes Bild.
Für mich war mein Weg in der Menschenfotografie aber nie ein „Vergleichen“ oder ein „Besser sein“ als andere. Alle sind hier unterschiedlich unterwegs, alle gehen ihren Weg und alle versuchen sich weiterzuentwickeln. So auch ich und ich bin überhaupt keine Person, die ein Konkurrenzdenken an den Tag legt. Mein Motto ist eher: „Nur wer seinen eigenen Weg geht, wird auch Spuren hinterlassen“.
Klar kamen im Laufe der Zeit und der Entwicklung auch mehr Gespräche über die eigenen Arbeiten auf. Auch Kritiken und teilweise auch große Ablehnung. Dies ist aber auch ganz normal. Mir gefällt auch nicht alles, was ich sehe. Mich haben diese Kritiken und Ablehnungen eher beflügelt und wiederum zu neuen Projekten geführt.
SWAN Magazine: Ein klar beschriebenes Projekt kann ja auch für einen Mentor eine Bereicherung sein. Hast Du selbst schon erlebt, dass ein vertrauter Kollege dadurch, dass Du ihn/sie als Mentor eingesetzt hast, sich selbst auch weiterentwickelt hat?
Karlheinz Schuhmacher: Gerade das Projekt „Körper-Raum-Zeit“ hat mit Tom von der Musik- und Kunstschule in Bruchsal zu einem umfangreichen Austausch geführt, da es beim Workshop in schwarzem Umfeld umgesetzt wurde und Tom mich darauf angesprochen hat, ob dies auch in einem weißen Umfeld umgesetzt werden könnte. Bei ihm hatte es bis dahin noch nicht geklappt. Mein Ehrgeiz war geweckt. Langzeitbelichtung in weißem Umfeld in Kombination mit dem menschlichen Körper war die Herausforderung. Es hat ca. ein Jahr und etliche Versuche gedauert, bis ich den Weg gefunden hatte. Diesen habe ich dann an Tom kommuniziert und ich denke, er wird diesen Weg –vielleicht sogar bei einem weiteren Workshop– ausprobieren.
SWAN Magazine: In Deinen Ausstellungen suchst Du den Kontakt zu den Besuchern und berichtest sehr offen über die Projektidee und die Entstehung einzelner Motive. Gibt es auch fotografische Vorbilder, bei denen Du gerne einmal eine Woche „in die Lehre“ gehen möchtest?
Karlheinz Schuhmacher: Hierzu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Was mich sehr interessieren würde, wäre eine Weiterentwicklung zu meinen begonnenen Themen zum Thema „Performance“. Dieses Thema finde ich mega spannend und es liefert immer wieder einzigartige, besondere Ergebnisse.
SWAN Magazine: Jetzt, nach dem Corona-bedingten Lockdown haben auch die ersten Museen wieder geöffnet. Welche Fotoausstellung hast Du Dir zuletzt angeschaut und welche steht als nächstes auf der Agenda?
Karlheinz Schuhmacher: In Museen war ich zwischenzeitlich noch nicht. Was ich mir ausgiebig angeschaut habe, ist eine kleine, aber tolle Ausstellung eines Fotofreundes (Michael Wagner) im Atelier von Jan Luke in Marburg, in dem ich selbst auch Fotoprojekte umsetzte. Ich finde es immer super inspirierend, Kontakte auch zu anderen Kunstsparten und dadurch auch einen weiteren Austausch zu haben. Nach meinem Urlaub steht die Planung für eine eigene Ausstellung an und meine Bewerbung für die Teilnahme an den Marburger Kunsttagen im September läuft. Vielleicht klappt es ja und ich schaue mir die Ausstellung nicht nur an, sondern bin sogar selbst dabei.
SWAN Magazine: Welche Fotobücher würden wir antreffen, wenn wir heute in Deinem Wohnzimmer sässen?
Karlheinz Schuhmacher: Ihr werdet es vermutlich nicht glauben: Keine! Bei mir findet ihr –und das ist gut so– in Bezug auf Fotografie lediglich Magazine; nämlich sämtliche Ausgaben des SWAN-Magazines. Sofern sich dazu einmal ein anderes Magazin gesellt, ist es eine Leihgabe eines Fotofreundes, das nur kurz bei mir verweilt.
SWAN Magazine: Und welches davon ist das, das Du am häufigsten aus dem Regal genommen hast, um darin zu stöbern oder nach neuen Ideen zu suchen?
Karlheinz Schuhmacher: Ich kann nicht sagen warum, aber es ist die Ausgabe 01, die ich mir immer wieder gerne anschaue, wenngleich mir natürlich – als Mitglied der SWAN-Familie – die Ausgabe 06 auch sehr gut gefällt… (lacht).
SWAN Magazine: Herzlichen Dank, Karlheinz. Es war -wie immer- eine Freude, mit Dir zu plaudern. Wir wünschen Dir noch einen schönen Urlaub und bleibe gesund. Wir freuen uns auf das nächste Wiedersehen. Vielleicht ja sogar auf einer Ausstellung…
Karlheinz Schuhmacher: Meinen allerherzlichsten Dank an euch! Ich wünsche euch ganz viel Erfolg mit diesem großartigen Magazin, das sich „zwischen den Welten“ bewegt und dadurch für mich etwas ganz Besonders ist.