Eigentlich wollte der kanadische Rockstar Bryan Adams vom 13.03.2022 bis zum 21.03.2022 in riesigen Stadien seine neue LP „So Happy It Hurts“ vorstellen. Doch dieser mutierende Virus führte zu einer Verschiebung seiner Deutschlandtournee in den Dezember. Aber Bryan Adams kam trotzdem. Von seiner Heimatstadt Vancouver nach Düsseldorf, Hagen und Berlin.
Düsseldorf, Galerie Geuer & Geuer
Am 13.03.2022 endete unser Kurztrip zum aj Meetup nach Usedom. Gleich nach dem Frühstück starteten wir durch Richtung Düsseldorf, um Bryan Adams persönlich zu treffen. Mit uns im Schlepptau: Günter Weber, Künstler unserer beliebten Ausgabe 08. Doch natürlich treffen wir Bryan Adams nicht exklusiv. Stattdessen sind wir zur Vernissage in die Galerie Geuer & Geuer geladen, die bereits seit einigen Tagen die Ausstellung „Exposed“ zeigt. Den Titel „Exposed“ trägt die gesamte Ausstellungsserie (vgl. Eventkalender). Also auch die Ausstellung im Osthaus Museum in Hagen.
Ganz untypisch für eine Galerie bilden sich bereits auf den Bürgersteig lange Schlangen, um hineinzukommen. Das haben wir zuletzt beim Booksigning von Anton Corbijn beim Taschenverlag in Köln erlebt. Mit unserem schweren Paket unter dem Arm (randvoll gefüllt mit der limitierten Ausgabe 14), geniessen wir das Privileg, an der Schlange vorbei zu dürfen. Nach dem mittlerweile üblichen Corona-Zertifikate-Check treffen wir im Innenraum sogleich einen alten Bekannten: Marcellino M. Hudalla, seines Zeichens Botschafter der Stadt Düsseldorf und zugleich derjenige Fotograf, auf dessen Bild die Jimi Hendrix Photo Competition aufbaute.
Zahlreiche Gäste drängen in die Galerie hinein, um Bryan Adams persönlich zu sehen. Doch da es noch eine Weile dauert, bis der Kanadier erscheint, steht zuerst seine Fotokunst im Fokus des Interesses. Grossformatige Motive erwarten den Besucher. Und wie wir vom Verkaufsleiter erfahren, haben schon in den ersten Tagen einige Fotokunstwerke den Besitzer gewechselt. Die hier präsentierten Exponate sind zeitlos. Sie eignen sich hervorragend als Eye Catcher im Esszimmer oder über der Couch.
Besondere Beachtung findet das legendäre Motiv mit der Queen. Während es stetig voller wird, beobachten wir immer mehr Gäste, die feststellen, dass sie dieses Motiv allein schon aufgrund der Sympathie zur Queen gerne ihre Eigen nennen würden. Doch was wir wissen: Auch wenn dieses Kunstwerk ganz klar nicht das Größte in der Galerie ist, ist es das doch das Teuerste. Unter den Gästen sind es überwiegend die weiblichen Besucher, die dieses Motiv in die engere Auswahl genommen haben. Die Damen haben also offenbar einen guten Geschmack!
Ein breites Potpourri an Gästen
Anders als typische Galerien in Paris und New York, so erfahren wir vom Verkaufsleiter vor Ort, kommen auch ausserhalb dieser Vernissage „Menschen, wie Du und ich“ zu Besuch. „Den gefühlten Verkaufsdruck, wie er in mancher Edel-Boutique vorherrscht, mögen wir hier nicht“, können wir erfahren. Und zugleich folgt: „Unsere Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen. Letztes Wochenende war ein Geschäftsführer mit seiner Familie zu Besuch. In Jeans und mit Sneakers.“
Da wir selbst mit Stiefeln und Jeans vor Ort sind, fallen wir also nicht weiter auf. Doch neben ein paar lokalen Grössen sind auch international bekannte Gäste vor Ort. Ganz unscheinbar und zurückhaltend versteckt sich zum Beispiel Wim Wenders mit Anhang an einer Wand. So unscheinbar platziert, dass das Bild von Bryan Adams, das ihn selbst zeigt, regelrecht von ihm ablenkt.
Und plötzlich wird es leise
Während der Geräuschpegel mit steigender Gästeanzahl langsam aber stetig angestiegen war, wird es plötzlich ruhig, als der „Flurfunk“ übermittelt, dass Bryan Adams gleich ankommen würde. Und in der Tat kann man plötzlich wieder besagte Stecknadel im Heuhaufen finden, die man auf dem Fussboden nicht mehr sehen könnte.
Als der im Medienrummel so weit verbreitete „zeigt her eure Handys“-Blues folgt und man statt Köpfen plötzlich nur noch Smartphones sieht, ist klar, dass der heissersehnte Moment nun gekommen ist: Umringt vom Management, dem Galeristen Dirk Geuer höchstpersönlich und zwei Sicherheitskräften kommt der sympathische Kanadier in die Ausstellungsräume.
Da es zwischenzeitlich doch recht voll geworden ist, ist sein Rundgang nicht wirklich eine Besichtigung seiner Ausstellung. Dafür aber umso mehr ein recht naher Kontakt zu den limitierten Gästen auf der Gästeliste. Diese geniessen die räumliche Nähe und können teilweise sogar einen kurzen Smalltalk mit „Herrn Adams“ führen.
Keine Ansprache, aber Autogramme
Eine offizielle Ansprache seitens Galerie oder Fotokünstler gibt es heute nicht. Stattdessen führt Bryan Adams leicht abgeschirmt in der Ecke zum Schaufenster ein kurzes Interview und gibt anschliessend Autogramme. Zahlreiche Fans sind unter den Gästen und haben teilweise Schallplatten und CD’s mitgebracht, um diese signieren zu lassen. Uns fällt ein Fan besonders ins Auge, der ein wenig wie ein Double des Kanadiers ausschaut. Er ist eben nur einen guten Kopf grösser ist, als das Original.
Das geduldige Signieren führt dazu, dass es zügig wieder leerer wird. Und das, obwohl Bryan Adams noch zugegen ist. Dies nutzt er auch gleich, um sich vor einem seiner Fotokunstwerke zu zeigen und so das eine oder andere Foto zu erlauben.
Zusammen mit seinen beiden Securities wandert er ein zweites Mal in den hinteren Raum, postiert sich auch dort fotogünstig mit dem Galeristen vor einem seiner Motive und verschwindet dann durch den Hinterausgang. Doch im Gegensatz zu anderen Megastars wählt er nicht den kürzesten Weg zum Auto, um zügig wegzufahren, sondern er geht mit dem kleinen Orgateam durch die Strassen Düsseldorfs. Vermutlich auf direktem Weg ins (vegane) Restaurant.
Tags drauf: Osthaus Museum Hagen
Keine 24 Stunden später befinden wir uns in Hagen. Die Kleinstadt am Rande des Ruhrgebietes beherbergt unweit der Einkaufsstrasse das Osthaus-Museum. Dort ist am Montag Pressetermin. Da wir -wie WDR, Bild, Sat1, RTL, WAZ und andere- einen separaten Pressefotografen mitbringen dürfen, haben wir einen SWAN Künstler als Pressefotograf akkreditieren lassen, der wie die Faust auf’s Auge passt: Robin Disselkamp ist nicht nur begeisterter Konzertfotograf, sondern liebt Portraits. Doch damit nicht genug: Er ist selbst Künstler der Ausgabe 14 und seine Fotokunst steht direkt neben der von Bryan Adams. Zudem wohnt Robin nur einen Steinwurf von Hagen entfernt.
Die deutlich grösseren Räumlichkeiten lassen ein ganz anderes Agieren zu. Wie schon in unserem vorangegangenen Blogbeitrag skizziert, gibt es für die vier Hauptthemen der Ausstellung (Pirelli Kalender, Exposed, Wounded und Homeless) jeweils separate Ausstellungsräume. Nur Homeless ist integriert in Exposed, aber optisch sauber getrennt.
Professionell arrangiert
Das exklusiv der Presse vorenthaltene Event ist höchst professionell geplant und arrangiert. Auch wenn sich Events mit Superstars nie auf’s kleinste Detail planen lassen, geht die Planung auf. Natürlich kommt Bryan Adams ein paar Minuten zu spät – aber gehört sich das nicht so als Rockstar?
Das erste Highlight des Events veranlasst einer der Securities: Obwohl die kommunizierte Agenda etwas anderes sagt, bittet er die nur zehn zugelassenen Fotografen bei Erscheinen des Superstars darum, die Kameras wegzulegen, weil der Fototermin erst nach dem Pressegespräch stattfände. Doch dieser Trick wirkt sofort: Einzelne Fotografen empfinden diese Planänderung unmöglich und beginnen zu diskutieren, während Bryan Adams sich locker zum Fotoshooting positioniert.
Hektik entsteht. Denn Bryan lässt sich bekanntlich nicht sonderlich gerne fotografieren und sein „einmal nach rechts schauen, einmal nach links schauen“ ist von anderen Fototerminen bekannt. Und in Hagen setzt Bryan Adams dem bekannten Muster einen obendrauf: Er stellt sich keine 15 Sekunden an die gewünschte Stelle und beendet anschliessend das auf zehn Minuten angesetzte Fotoshooting, in dem er einfach in den Saal geht, in dem die offizielle Pressekonferenz stattfindet. Die Pressefotografen fluchen. Wir schmunzeln. Unsere Erwartung wurde erfüllt, die Erwartungen anderer Fotografen wohl weniger.
Doch uns wundert das nicht: Gerade die Fernsehsender haben riesige Stative mit monströsen Kameras aufgebaut, um das eine Supermotiv festzuhalten, als gäbe es kein Morgen mehr. Unser Pressefotograf Robin hingegen steht dort mit einer kleinen Kamera ohne Blitz und ohne Display. Im Nachbarraum anwesende Damen hatten diese Kamera kurz zuvor als „niedliche Kompaktkamera“ tituliert… Nur genau das ist die digitale Leica von Robin sicher nicht. Sie ist einfach nur kleiner und handlicher, als manch anderer Bolide im Osthaus-Fotograben.
Das Pressegespräch
Nach einem kurzen Intro des Museumsdirektors Dr. Tayfun Belgin kommt Bryan Adams richtig ins Element. Erst beantwortet er die Fragen des Moderators, dann leitet er selbst zu den Fragen der Journalisten über. Freundlich und auf den Punkt beantwortet er jede Frage. 45 Minuten lang. Auf die Frage, warum das Cabriolet (grossformatiges Motiv direkt hinter ihm), auf dem seine eigene Gitarre liegt, eine dicke Beule am Heck trägt, antwortet er: „Das ist mein Auto. Ich habe es mit dieser Beule gekauft. Aber das Problem ist nicht die Beule. Es ist der Motor. Den besitze ich auch. Aber der liegt in einer Kiste.“
Wie zu erwarten war, wird Bryan Adams auch auf seine Serie „Wounded“ angesprochen. Es werden Parallelen zwischen dem Afganistan-Krieg und dem aktuellen Ukraine-Krieg gezogen. Bryan Adams wird um eine Bewertung gebeten. Sachlich antwortet er: „You know, there is war all the time somewhere on earth. It is a huge problem that people all over the world do not learn from their own mistakes.“
Er berichtet über seine Serie mit den Kriegsversehrten und erzählt ungefragt, wie er an die Protagonisten kommt. Als es wieder um den Pirelli-Kalender geht, bedauert er, dass niemand von Pirelli anwesend ist, weil es die Verantwortlichen bestimmt freuen würde, die Motive „that big“ sehen zu können.
Auf die Frage, welches der in Hagen gezeigten Motive sein Lieblingsbild sei und warum, überlegt er nicht lange. Er zeigt auf das Motiv hinter den Pressevertretern. Es zeigt das Titelbild des aktuellen Pirelli-Kalenders. Es zeigt die US-amerikanische Multiinstrumentalistin, Sängerin und Songwriterin „St. Vincent“ mit herausgestreckter Zunge. Doch auf ihrer Zunge klebt ein Gitarren-Plektrum in weiss. Mit rotem Pirelli-Schriftzug darauf…
Autogrammstunde
Als wirklich niemand mehr eine Frage stellen mag, nutzen die anwesenden Pressevertreter die Gunst der Stunde, um selbst ein Autogramm zu erhalten. Wir wissen nicht, wer zuerst auf die Idee kam, diese Unterschriften auf dem Cover des ausliegenden SWAN Magazines vorzunehmen, aber wir sind hocherfreut. Denn plötzlich steht -gänzlich ungeplant- die Ausgabe 14 im Rampenlicht.
Doch das ändert sich schnell: Als der erste Pressevertreter beginnt, Herrn Adams darauf hinzuweisen, dass er sich beim Fototermin doch eher verarscht fühle, die 15 Sekunden nun wirklich kein Fototermin gewesen seien und zudem das Licht schlecht gewesen sei, bricht Bryan Adams die Autogrammstunde kurzerhand ab und begibt sich in unterschiedliche Ausstellungsräume, um dort noch kurze Einzelinterviews zu geben. Auch vereinzelte Fotografen erhalten jetzt eine zweite Chance auf ein Portrait von und mit Bryan Adams. Unter den Privilegierten: Robin Disselkamp, dem es bereits zuvor als Einzigen gelungen war, seine Ausgabe des SWAN Magazine und seinen Bildband Exposed von Bryan Adams signieren zu lassen. Souverän schweigt und geniesst Robin, als er mitbekommt, dass der Beschwerdeführer keine zweite Chance für ein Foto erhält.
Und so fahren wir zufrieden und glücklich nach Hause. Wie man säht, so man erntet… in Düsseldorf, Hagen und Berlin.