Sie hat auf Workshops hunderten Fotografen Model gestanden, hat sich dann selbst eine Kamera zugelegt. Heute fotografiert sie selbst überwiegend Hochzeiten und Newborn. Ihr Gesicht hat in der deutschen Fotoszene lange Zeit die Social Media Kanäle dominiert – und stach vor allem dadurch hervor, weil sie einen recht markanten Pony trug.
Als wir Bernadette kurz vor Weihnachten zum Interview für die Ausgabe 02 des SWAN Magazines besuchten, empfing sie uns mit ihrer Tochter bei sich zuhause. Wie es einige unserer Leser selbst von ihr kennen, hat sie kokette Sprüche mitten in das Interview gemixt und parallel ihre Tochter versorgt und liebevoll mit ihr gespielt. Ein Multitalent, diese Powerfrau.
Nach drei Stunden war ein sehr intensives, aber auch inhaltsvolles Interview aufgezeichnet. Dann beginnt für uns -die Redaktion des SWAN Magazines- erst so richtig die Arbeit. Das gesprochene Wort (gerade wenn es mit Sprüchen á la Bernadette aufgelockert wird) kann nicht 1:1 ins geschriebene Wort übertragen werden.
So sind aus drei Stunden Material mehrere Seiten Text entstanden. Leider zu viel für das SWAN Magazine. Aber es wäre eine Schande, wenn wir die Inhalte unseren treuen Leser und Abonnenten vorenthalten würden. Darum haben wir hier weitere Bestandteile des Interviews mit Bernadette Kaspar zusammengetragen. Ein kostenloser Appetitthappen für alle diejenigen, die das SWAN Magazine noch nicht abonniert haben. Und ein toller Einblick in Bernadette’s Arbeit als Model zugleich.
Viel Spaß bei der Lektüre
SWAN Magazine: In Deiner mehr als 10jährigen Karriere als Model hast Du schon mit zahlreichen Fotografen zusammengearbeitet. Was ist Dir besonders aufgefallen?
Bernadette Kaspar: Nun ja, gerade wenn man das Thema Workshop betrachtet, gibt es schon Auffälligkeiten. Das fängt mit dem Begriff Workshop ja schon an. Für mich sind die meisten Workshops, die ich als Model besucht habe, nicht mehr als Modelsharings. Das Coaching durch den Workshopleiter wird m.E. in vielen Fällen nicht der Überschrift Workshop (oder vielleicht besser gesagt meinem Verständnis davon) gerecht.
Ein anderer Punkt in diesem Zusammenhang ist: Ich habe viele Fotografen immer wieder auf Workshops der gleichen Veranstalter wiedergetroffen. Erinnere ich mich an die letzten drei Jahre vor meiner Babypause zurück, so gibt es zahlreiche Fotografen, die mich in diesen drei Jahren mehr als 3x vor der Linse hatten. Und jedes Mal in Workshop-Form.
Was mich da wundert, ist, warum die für das, was sich Workshop nennt, so viel Geld ausgeben. Im Endeffekt können sie auf dem Workshop netzwerken. Das ist gut und langfristig sicher sinnvoll. Aber wenn man die reine Arbeitszeit als Fotograf anschaut, dann sind das über einen Tag verteilt, oft nicht mehr als 3x 10 Minuten. Für diesen Preis könnte man das eine oder andere Model gut und gerne 2-3 Stunden ganz exklusiv buchen. Der Lerneffekt wäre höher und die Bildergebnisse findet man nicht bei acht anderen Fotografen 1:1 genauso auf Facebook und Instagram wieder.
Zitat: Bernadette Kaspar
Musik spielt eine große Rolle in meinem Leben. Besonders bei Shootings.
SWAN Magazine: Das hört sich fast an, als wolltest Du Dich beklagen, dass Du so wenig direkt gebucht wirst.
Bernadette Kaspar: Beklagen sicher nicht. Aber ich finde es schon verwunderlich. Für mich ist es ja lukrativer, den ganzen Tag einen Workshop zu begleiten. Da bekomme ich auf den Tag gerechnet mehr Umsatz, als wenn ich mit einem Fotografen zwei Stunden shoote (denn meist vergebe ich einen Tag nicht zweimal).
Wenn ich aber sehe, welche Qualität der eine oder andere Fotograf mitbringt, der auf einen Workshop kommt, und dann neben einem blutigen Anfänger steht, dann frage ich mich echt, ob die sich nicht trauen, mich direkt zu buchen. Denn oft wurde mir sogar gebeichtet, dass die Fotografen nur auf dem Workshop seinen, um mit mir zu shooten.
SWAN Magazine: Na, das ist doch erstmal ein tolles Kompliment, wenn Fotografen durch die halbe Republik reisen, um mit Dir zu shooten.
Bernadette Kaspar: Absolut! Das ist ja einer der Punkte, die beim Modeln solchen Spaß machen. Aber das erklärt noch nicht, warum es so wenige Direktanfragen gibt. Das ist ja bei anderen Workshopmodels nicht anders.
SWAN Magazine: Meinst Du, es wäre auch denkbar, dass sich viele Fotografen gar nicht trauen, ein so erfolgreiches Model anzuschreiben, wie Du es bist? Könnte es nicht auch die Scheu sein, ein Playboy-Model anzufragen, wo man sich selbst als Fotograf nicht für perfekt hält?
Bernadette Kaspar: Hm, darüber habe ich bisher nicht nachgedacht. Ich hatte immer mehr die Ehefrauen der Fotografen im Verdacht, dass sie neidisch wären. Oder vielleicht befürchten die Fotografen nur, dass ihre Ehefrauen neidisch sein könnten. Aber im Ernst: Es gibt natürlich Models, die modeln nur, um den richtigen Mann mit Kohle zu finden. Aber das trifft doch nicht auf alle zu. Ich habe z.B. immer gerne mit Anfängern zusammengearbeitet. Und manchmal konnte ich denen sogar was beibringen.
SWAN Magazine: 2016, als die Monographie [Un]masked von Andreas Jorns vorgestellt wurde, warst Du bei der Buchpräsentation selbst zugegen und hast zahlreiche Bücher handsigniert. Wie ist es, vor den Menschen zu stehen, die Dich in diesem Buch auch nackt sehen können? – Ganz normal?
Bernadette Kaspar: Nein. Normal nicht. Aber viel spannender finde ich, dass mich viele Anwesende auf Anhieb nicht erkannt haben, weil ich zur Abwechslung mal Jeans und Pullover trug.
SWAN Magazine: Im Rahmen der Buchpräsentation hast Du gesagt, dieses Buch wäre die letzte Veröffentlichung, in der es Aktfotos von Dir zu sehen gibt. – Wie sieht es heute aus? Bleibst Du zweieinhalb Jahre später dabei?
Bernadette Kaspar: Um ehrlich zu sein: Jein. Mit ganz ganz ausgewählten Fotografen würde ich nochmal Akt machen. Jetzt wo mein Körper nach der Schwangerschaft wieder ganz „in shape“ ist… 😉
SWAN Magazine: Letzte Frage: Wo sind die Bilder von Dir entstanden, die Dir persönlich am besten gefallen? Auf Workshops oder bei freien Arbeiten? Indoor oder Outdoor?
Bernadette Kaspar: Auf Workshops ist es als Model meine Aufgabe, für die Teilnehmer möglichst viele unterschiedliche Posen zu liefern. Da greife ich in meine Schatzkiste und spule in gewisser Weise ein Programm ab. Die Konsequenz ist: Die meisten dieser Motive gibt es mehrfach von mir – nur von unterschiedlichen Fotografen in unterschiedlichen Locations umgesetzt.
Was ich mag, sind einmalige Bilder. Die entstehen eher bei freien Arbeiten. Bei diesen freien Arbeiten (besonders, wenn der Fotograf oder die Fotografin ein bestimmtes Konzept vor Augen hat) können Bildideen entstehen, die ich alleine nicht gehabt hätte.
Wenn der Fotograf mich beim Shooting „auf eine Reise“ mitnimmt, dann entstehen einmalige Kunstwerke. Da schlüpfe ich in die Rolle der Photostory und kann so auch Posen liefern, die auf einem Workshop einfach nicht passen (bzw. wo die Sessions mit den einzelnen Fotografen zu kurz sind, um wirklich etwas entstehen zu lassen).
Interviews, wie diese sind sehr kurzweilig. Sie unterhalten und inspirieren dazu, selbst einmal neue Wege zu gehen und übliche Abläufe zu hinterfragen. Das Interview mit Bernadette war das erste Interview, das wir mit einem Fotomodel geführt haben. Es war somit auch für die Redaktion des SWAN Magazines Neuland. Doch die vielen positiven Rückmeldungen zu dem Interview mit Bernadette in Ausgabe 02 haben uns dazu ermutigt, auch weiterhin nicht nur Fotografen im SWAN Magazine vorzustellen. Und wer weiß… vielleicht ist eins der nächsten Interviews mit einem Galeristen oder mit einem Makeup Artist…
Allen, die bis hierhin gelesen haben, möchten wir natürlich die Ausgabe 02 des SWAN Magazines (oder bei Interesse auch ein Jahresabo) ans Herz legen. Denn dort ist der größere Teil des Interviews mit Bernadette nachzulesen. Und nur dort. Gepaart mit Fotokunst, die ebenfalls hier auf unserer Website nicht zu finden ist.
Denn das ist die Strategie des SWAN Magazines: Exklusiven Inhalt in Wort und Schrift in der Printausgabe und ergänzenden Content auf der Website, bei Facebook oder Instagram.
Zitat: Vincent Peters
Ich war damals bei der Zeitschrift „The Face“. Das war das englische Fotografiemagazin schlechthin. Denen war es egal, wie bekannt ein Fotograf ist. Die haben gesagt „hab ne Idee“ und „überrasche mich“. Das war sehr konzept- und ideenorientiert. Und genau das hat mich motiviert, besondere Fotokunstwerke zu schaffen.