Gestern, am 02. November 2020 begannen in vielen europäischen Ländern neue Corona-bedingte Einschränkungen. Zu unserem grossen Bedauern sind davon auch Museen und Galerien betroffen. Die Kunststätten, die den Besucher dazu einladen, über den Tellerrand hinauszudenken und neue Inspiration zu tanken, müssen nun in vielen Ländern ihre Türen schliessen.
Das ist besonders deswegen bedauerlich, weil gerade diese Institutionen in den letzten Monaten viele Massnahmen getroffen haben, um die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus so weit wie eben möglich zu reduzieren. Reduzierte Besucherzahlen, ein konsequentes Einlassmanagement, ins Freie verlegte Wartebereiche (teilweise sogar mit Überdachung und Heizpilzen), eine allgemeine Maskenpflicht, die Schliessung von Restaurants und Cafés und Vieles mehr.
Doch auch wenn uns bis heute keine Kunstgalerie und kein Museum bekanntgeworden ist, das sich als Multiplikator des Virus herausgestellt hatte, so gilt es grundsätzlich, das generelle Infektionsrisiko einzudämmen. Besonders in der jetzt beginnenden Erkältungssaison. Dennoch können wir nachvollziehen, dass grosse Kunstmuseen nun in einer gemeinsamen Stellungnahme um Überprüfung dieser Detailentscheidung bitten.
Verständlich. Denn es geht um viel mehr, als nur um Arbeitsplätze und Umsätze. Es geht auch um Kultur, um Bildung, um Motivation. Kunst ist ein ganz zentraler Aspekt in unserem Kulturkreis. Und dann geht es auch darum, dass Galerien und Museen langfristig planen müssen. Längst nicht jeder Kulturveranstalter kann einfach so eine Ausstellung absagen. Und auch nicht „mal eben“ verlängern oder verschieben. Die wechselseitigen Verflechtungen sind einfach zu gross.
Besonders trifft es z.B. die Düsseldorfer PHOTO POPUP FAIR. Das nur einmal im Jahr stattfindende Messe- und Eventkonzept sollte vom 6. bis zum 15. November 2020 im Düsseldorfer stilwerk stattfinden. Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen genau: Der kreative Kopf hinter dieser Veranstaltung, Wolfgang Sohn, hatte das Konzept schon früh auf die Pandemie hin angepasst. So war eine Verlängerung der Ausstellung angedacht, um die Besucherströme breiter verteilen zu können. Zugleich war eine zusätzliche Ausstellungsfläche hinzugebucht worden. Die Besucheranzahl sollte strickt kontrolliert und exakt auf die Quadratmeterzahl an die staatlichen Vorgaben hin angepasst werden. Ja sogar ein ausgefeiltes zusätzliches Hygienekonzept wurde entwickelt, das wohl nur wenige Veranstalter bisher realisiert haben.
„Wir haben bereits im Oktober in der gesamten Eventfläche UVC Lampen aufgestellt und installiert. Diese reinigen vor dem Event alle Oberflächen. Während der Veranstaltung selbst, sollten UVC Lampen mit speziellen Reflektoren zum Einsatz kommen, die die Besucher vor Strahlung schützen sollen und dabei zeitgleich die nach oben steigenden Aerosole zuverlässig von Viren und Bakterien befreien. So wird die Raumluft zu 98% von allen Viren und Bakterien befreit“, berichtet Wolfgang Sohn. Doch auch das war noch nicht genug: Hochleistungsindustrieluftfilter mit integriertem UVC Licht sollten zusätzlich aufgestellt werden, die eine permanente Reinigung der Raumluft ermöglichen.
Doch es hilft nichts. Unsere Fotos vom Samstagmorgen aus dem Stilwerk zeigen: Dort wo diese Woche mit einer (im Vergleich zu den Vorjahren) reduzierten Presseveranstaltung die insgesamt siebte PHOTO POPUP FAIR starten sollte, sah es noch ganz und gar nicht nach einer baldigen Eröffnung aus. Das Helloween-Wochenende war eigentlich dazu vorgesehen, die Kunstwerke aller Künstler auf den bereits installierten Messewänden aufzuhängen. Eigentlich ist alles vorbereitet…
Doch Wolfgang Sohn hatte bereits am ersten Tag des neuen (partiellen) Lockdowns motivierende News: „Wir bauen in dieser Woche die komplette Infrastruktur auf! Alle Künstler sind informiert und hängen Ihre Exponate bis spätestens nächsten Freitag auf. Am heutigen Montag und am kommenden Freitag sind die zentralen „Hängtage“. Viele Kunstwerke hängen schon jetzt an ihrem Bestimmungsort.“
„Diese Massnahme mag auf den ersten Blick vielleicht verrückt klingen. Wir versuchen damit jedoch, schnell durchstarten zu können und nur noch wenig Vorlaufzeit zu brauchen, wenn Museen und Galerien wieder öffnen dürfen“, fügt Wolfgang Sohn hinzu. Er ist sehr froh, hochmotivierte Austellerinnen und Aussteller für die siebte Ausgabe der PHOTO POPUP FAIR gewonnen zu haben, die alle zuversichtlich sind, noch im Dezember 2020 mit einem einmaligen Hygienekonzept an den Start gehen zu können.
Wir drücken dem gesamten Team der PHOTO POPUP FAIR, allen Sponsoren, Partnern und vor allem den Künstlern, dass diese Ausstellung -trotz besonderer Zeiten- bald ihre Pforten öffnen kann. Denn: Ohne Kunst und Kultur fehlt uns etwas!
Gleiches wünschen wir natürlich auch allen anderen Galeristen und Museumsbetreibern. Und wer weiss das heute schon? Vielleicht gibt es dieses Jahr anstelle von „Glühwein und Weihnachtsmarkt“ einfach mal „Kunst mit Maske“.
Übrigens: Wer selbst gerne über den Tellerrand hinaus schaut und dies auch ab und an am Rechner tut, dem empfehlen wir heute einen kleinen Blogbeitrag des rheingold instituts. Das tiefenpsychologisch arbeitende Markt- und Medienforschungsinstitut erklärt am Beispiel des Skifahrens, warum Outdoor-Aktivitäten gut für die Psyche sind. – Und das lässt sich wunderbar auch auf den Kunstgenuss übertragen.