Im urigen Siegerland, wo Fachwerkhäuser mit Schiefertafeln verkleidet sind, haben wir Sascha Hüttenhain kurz vor dem grossen Corona-Lockdown getroffen und interviewt. Sein stylisches Studio mit einer gigantischen Hohlkehle ist nicht nur die Heimat vieler Fotoproduktionen, sondern auch der Ort, an dem Modelle Muskelkater bekommen – ganz ohne Fitnessgeräte.
Die einzigartige Ballett-Bilderserie, die Sascha in Ausgabe 07 zeigt, hat vielen unserer Leser imponiert. Ja sogar Workshopbuchungen bei Sascha gab es, um genau diese „Kamerasportart“ ebenfalls zu erlernen. Doch Sascha hat weit mehr zu bieten, wie das Interview in Ausgabe 07 verrät. Hier ergänzen wir dieses Interview um einige wenige ergänzende Fragen und liefern allen Fans und Followern eine weitere Fotostrecke aus dem Hause Hüttenhain.
SWAN Magazine: Du hast berichtet, dass Du überwiegend mit künstlichem Licht arbeitest. Blitzlicht ermöglicht es Dir auch outdoor unabhängig vom Wetter zu agieren und Dir notfalls Deine eigene Sonne zu bauen. Aber Reflektoren benutzt Du auch. Beim Thema Reflektor gehen die Meinungen ja weit auseinander. Wie ist es bei Dir? Immer Sunbounce und immer mit silberner Bespannung?
Sascha Hüttenhain: Ja, immer Sunbounce, aber immer zebra. Silber ist mir oft zu kalt.
SWAN Magazine: Spannend. Vielen Fotografen ist zebra schon zu warm. Besonders Brautkleider können sich damit schon färben.
Sascha Hüttenhain: Ja, das ist richtig. Bei mir ist die Kleidung meiner Modelle aber überwiegend in gedeckten Farben. Da ist das weniger ein Argument. Zusätzlich kann ich ja im Rahmen der Bildbearbeitung immer noch eingreifen.
SWAN Magazine: Anderes Thema. Was sind das für Menschen, die zu Deinem Ballettworkshop kommen?
Sascha Hüttenhain: Pauschal ist das schwer zu sagen. Das reicht vom Anfänger, der gerade seine Kamera entdeckt bis hin zum Berufsfotografen. Speziell beim Ballettworkshop ist es extrem schwer, eine Einheitlichkeit unter den Teilnehmern auszumachen. So kommen einige Teilnehmer z.B. zu mir, weil sie Ballettfotografie einfach hochästhetisch finden und wissen wollen, wie das funktioniert. Die kommen zu mir ohne große Kenntnisse und saugen alles mit offenen Armen auf. Dann gibt es Teilnehmer, die größten Respekt vor dieser Fotografie haben und sich selbst nicht trauen, unter Anleitung aber gerne in das Genre eintauchen wollen.
SWAN Magazine: Wie sieht es auf der Modelseite aus? Auf den üblichen Plattformen ist es doch nicht so, dass man Balletterfahrung oder Ballettänzer/in als Suchkriterium angeben kann.
Sascha Hüttenhain: Das ist richtig. Doch ich suche ja keine klassischen Workshopmodels. Wenn man eine spezielle Sportart ausübt und sich als Model für einen Workshop zur Verfügung stellt, dann tut man das meist nicht, weil man damit ein paar Euro verdienen kann. Im Gegenteil: Meine Models sind hochmotiviert in ihrem Sport, wollen andere Menschen an dem, was sie fasziniert, teilhaben lassen und geben während eines solchen Workshops wirklich alles.
SWAN Magazine: Nun müssen die Workshopmodels bei Dir nun wirklich Einsatz zeigen. Geht das auch nur mit Leidenschaft?
Sascha Hüttenhain: Ich beobachte das selbst oft bei meinen Workshopmodels: Die wollen und können sich quälen. Und die tun das nicht nur für mich, sondern für alle Teilnehmer. Das führt erstmal dazu, dass jeder Teilnehmer eines solchen Workshops wirklich einen Mehrwert mitnimmt, den er/sie vermutlich woanders nicht geboten bekommt. Ich biete erstklassiges Material, hochmotivierte Models und verfolge das Ziel, dass jeder -ob Anfänger oder Profi- am Ende zufrieden, nein mehr noch, hochmotiviert nach Hause fährt und selbst eigene Ideen ausprobieren möchte.
SWAN Magazine: Und was ist Deine Motivation, überhaupt Workshops anzubieten?
Sascha Hüttenhain: Ich möchte mit meinen Workshops anstecken. Ich will Begeisterung teilen.
SWAN Magazine: Wie gehst Du mit den Teilnehmern um, wenn diese so heterogen sind?
Sascha Hüttenhain: Auch da gilt erstmal: Auch beim Ballett gibt es einfache und eher anspruchsvolle Posen. Hier ist es wichtig, dass ich als Workshopleiter, aber auch die Teilnehmer selbst, erkennen, womit sie sich einen Gefallen tun. Dem erfahrenen Teilnehmer werde ich immer einen Anreiz setzen und dennoch den Anfänger nicht überfordern. Als Dozent muss ich mich auf unterschiedliche Ausgangssituationen einstellen – auch innerhalb eines Workshops. Nur dann können alle Teilnehmer am Ende zufrieden nach Hause gehen.
SWAN Magazine: Das heisst: Du steigst nicht gleich mit extremen Sprüngen oder Posen in den Workshoptag ein?
Sascha Hüttenhain: Ich steige in solche Workshops niemals mit hochkarätigen Sprüngen ein. Im Gegenteil. Während ich eine allgemeine Einführung gebe, tanzen sich meine Models manchmal in der Hohlkehle warm. Alleine der Bewegungsablauf der Models, die meine Teilnehmer dann im Augenwinkel sehen, sorgt schon für Ideen. Und wenn es dann losgeht, dann stelle ich mein Model erstmal ganz normal hin und bitte es, doch mal zu zeigen, welche Posen es im Stand anbieten kann. Haben wir das durch, bitte ich darum -immer noch im Stand- doch einmal zu zeigen, welche Posen möglich sind, wenn meine Tänzerin den Rock aktiv in die Pose einbindet. So nähere ich mich dem Thema während der Dauer des Workshops ganz langsam an.
SWAN Magazine: Vom elegant stehenden Ballettmodel zur gesprungenen Pirouette ist es aber dennoch ein weiter Weg…
Sascha Hüttenhain: Auch dieser eine Schuss, wenn das Model dann am Ende des Workshops springt, der wird schon vorher bei einfachen Posen geübt, damit sich das Gespür entwickeln kann. Meine Workshopteilnehmer lernen im Laufe des Workshops, wann der richtige Sekundenbruchteil gekommen ist, um den Auslöser durchzudrücken. Die Lernkurve ist oft beachtlich steil.
SWAN Magazine: Als Canon Academy Trainer arbeitest Du kameraseitig mit Canon-Produkten. Genauso hast Du den Blitzhersteller Hensel an Deiner Seite, dem Du seit ewigen Zeiten die Treue hältst. Wie bewertest Du Deinen Umgang mit Equipment?
Sascha Hüttenhain: Ich setze grundsätzlich nur Werkzeuge ein, die mir Spass machen. Equipment, das mich nicht zufriedenstellt, setze ich nicht ein. Es weiss eh jeder in der Fotoszene, dass ich mit Canon arbeite. Also nehmen wir Canon doch als Beispiel. Canon ist einfach mein System. Ich arbeite schon seit Jahren mit Canon und war noch nie enttäuscht von der Qualität der Produkte. Es gab nie Rückschritte, nur Weiterentwicklungen – also Verbesserungen. Ich habe mit vielen anderen Systemen auch mal gearbeitet, aber sie haben mir nicht so viel Spass gemacht, wie mein Canon-System.
SWAN Magazine: Eine Kamera ist also wie ein Hammer? Der Hammer muss gut in der Hand liegen? Er muss an der Stelle seine Wirkung erzielen, wo Du das willst und zwar in der Dosierung, wie Du es ihm vorschreibst?
Sascha Hüttenhain: Ja genau. Ich brauche meine Kameras nur zum Fotografieren. Ich bin nicht derjenige, der eine neue Kamera braucht, um darüber ein YouTube-Video zu drehen. Das ist nicht mein Business.