Dennis Jagusiak ist zu Recht einer der bekanntesten Hochzeitsfotografen in Deutschland. Ihn trafen wir am Saisonende 2019 zum Interview. Natürlich haben wir die spannendsten Fragen des Interviews exklusiv für die Ausgabe 05 des SWAN Magazines reserviert. Aber einige Themen haben es dann -obwohl Dennis bereits 45 Seiten der 172 Seiten starken Jubiläumsausgabe mit Fotokunstwerken der Extraklasse bedient und es zudem noch einige Zeilen zu lesen gibt- doch nicht ins Magazin geschafft. Und diese Teile des Interviews sind nun hier nachzulesen.
Diese Ausschnitte aus dem Interview mit Dennis Jagusiak zeigen wir nun hier. Als Appetithappen für alle diejenigen, die noch zögern, ob die Ausgabe 05 etwas für sie ist. Spannend auch: Während des Interviews hat Dennis über einen Systemwechsel philosophiert. Zwischenzeitlich hat er ihn vollzogen. Rechtzeitig vor Saisonbeginn, damit genug Zeit zum Trainieren mit dem neuen Werkzeug bleibt, bevor jeder Handgriff sitzen muss.
Das hat der renommierte Hochzeitsfotograf im Herbst des letzten Jahres zu unseren Fragen gesagt:
SWAN Magazine: Dennis, wir haben kürzlich mitbekommen, dass Du über einen Systemwechsel nachdenkst. Viele Jahre hast Du den gleichen Kamerahersteller verwendet und nun soll alles verkauft werden, um bei einem anderen Kamerahersteller die gleichen Objektive noch einmal zu kaufen?
Dennis Jagusiak: Ja, ich glaube, ich werde erstmal ein bisschen testen wollen. Das ist noch nicht so final entschieden, wie sich das vielleicht hier und da angehört haben mag. Für mich hat sich damals, als ich mir die erste Kamera kaufen wollte, Nikon und Canon angeboten. Alle anderen Systeme kamen damals für mich aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage. In dem Moment, wo ich dann erstmals Geld in die Hand genommen habe, war ich der Meinung, dass Canon das bessere Angebot für mein Vorhaben im Portfolio hatte. Und so bin ich bei Canon geblieben. Bis heute. Ich habe mit den zweistelligen Canon’s angefangen, bin dann irgendwann bei der 5D-Serie gelandet und arbeite heute mit der Canon EOS 1DX MK II – einem tollen und extrem zuverlässigen Arbeitstier.
Ich bin ehrlich gesagt von Kollegen angefixt worden und habe nun ein Auge auf die Sony Alpha 9 geworfen. Der Fokus ist, so sagen die Kollegen, einfach der Hammer. Und das will ich jetzt mal ausprobieren. Ich werde dazu die Kamera für zwei Wochen ausleihen und sie auf drei Hochzeiten verwenden. Meine Canons habe ich aber auf jeden Fall dabei – man weiß ja nie… denn am Ende muss ich Bilder liefern und eine Entschuldigung wie „sorry, hab ne neue Kamera, bei der kenne ich die Funktion nicht“ ist leider keine Option für mich (und wäre auch für meine Kunden inakzeptabel).
Ich will aber parallel arbeiten. Einen harten Cut kann ich mir nicht vorstellen. Aber gerade in schwierigen Situationen, zum Beispiel am Abend, wenn ich mit Blitzen arbeiten muss, schätze ich das Equipment, dass ich aus dem Effeff kenne. Manchmal versteckt sich eine bestimmte Funktion ja doch irgendwo ganz anders im Menü als bei einem anderen Kamerahersteller. Und ich bin der Meinung, dass ich erst final switchen kann, wenn ich eine neue Kamera wirklich auswendig kenne und sie bedienen kann, wie ein Auto, wo ich auch im Dunkeln in der Lage bin, das Navi zu bedienen.
SWAN Magazine: Am Ende ist jeder Systemwechsel ein Investment. Versprichst Du Dir von diesem Investment auch die Möglichkeit, höhere Preise für Deine Hochzeiten aufrufen zu können?
Dennis Jagusiak: Nein. Preisanpassungen nehme ich regelmäßig vor. Das hängt aber von der Buchungslage ab und nicht von geplanten Anschaffungen. Grundsätzlich muss das Equipment und die Kosten dafür natürlich von den Einnahmen gedeckt werden.
Ich passe meine Preise immer dann an, wenn ich recht gut gebucht bin, noch Platz für zusätzliche Buchungen habe, aber diese nicht mehr zwingend brauche, um meine Kosten zu decken. Das ist eine schöne Ausgangslage, die auch gut für mein Ego ist. Denn jeder höhere Preis ist -ebenso wie ein Award– eine kleine Bestätigung für meine Arbeit.
SWAN Magazine: Spielt das Gewicht der Kameraausrüstung bei einer Kaufentscheidung für Dich auch eine Rolle? Global betrachtet ist es ja so, dass viele etablierte Fotografen in den letzten Jahren von den beiden Platzhirschen Nikon und Canon z.B. zu Fuji gewechselt haben.
Dennis Jagusiak: Nein. Ich bin tatsächlich ein Fan von „etwas in der Hand“. Ich brauche robuste Arbeitstiere. Meine Canon’s kann ich in den Schnee legen und ich weiss genau, dass sie nachher genauso funktionieren wie zuvor. Auch die Zuverlässigkeit kleiner Knöpfe an einer Kamera ist für mich ganz essentiell. Da bin ich Sicherheitsfan. Das kenne ich aus dem Theater. Wenn da mitten in der Vorstellung eine Lampe ausfällt, muss man stets jede Lampe doppelt haben. Auch das Licht-Mischpult. Und das übertrage ich 1:1 in die Hochzeitsfotografie. Darum arbeite ich nie mit einer Kamera mit nur einem Kartenslot. Und es gibt keine Hochzeit, wo ich nicht wenigstens drei Kamerabodys dabei habe. In der Kirche habe ich sogar laufend zwei Kamerabodys am Mann. Später während der Veranstaltung benutze ich dann meist nur noch eine – und weiss, wo die andere liegt, damit ich im Falle eines Ausfalles direkt darauf zurückgreifen kann.
SWAN Magazine: Hast Du denn dann auch alle Objektive doppelt?
Dennis Jagusiak: Nein. Aber das ist ja auch gar nicht erforderlich. Wenn wir ehrlich sind, dann entstehen die meisten Kamera-Errors doch aufgrund von Kommunikationsproblemen zwischen Kamerabody und Objektiv. Um das zu vermeiden, reinige ich meine Kameras vor jeder Hochzeit. Und habe so in hunderten Einsätzen nur einmal einen Error erlebt. Und der war vertretbar, weil ich direkt eine zweite Kamera zur Hand hatte.
Fällt mir mal ein Objektiv aus, so stellt mich das nicht vor eine Herausforderung. Ginge z.B. mein 35er kaputt, so könnte ich es mit 20mm und mit 50mm kompensieren, wenn ich nur bereit bin, meine Füße zu bewegen. Klar, die Bildwirkung ist dann minimal anders und je weitwinkliger es wird, desto mehr Verzerrungen kommen auch ins Bild, aber das ist doch nicht wesentlich. Wesentlich ist, dass ich bei keiner Reportage stets das richtige Objektiv draufhabe, sondern es immer Momente gibt, wo ich denke „Mensch, mit dem anderen Objektiv wäre das noch besser geworden“. Doch dazu sind wir Menschen und können uns bewegen. Das kann vermutlich nur jemand nachvollziehen, der einmal eine ganze Hochzeit nur durch den Sucher seiner Kamera geschaut hat. Ein Objektivausfall ist für einen erfahrenen Fotografen, der mit mehreren Objektiven arbeitet, jedenfalls kein Problem.
Ich sage immer: Egal was kaputtgeht oder ausfällt: Der Kunde darf es nicht merken und mich darf es in meiner Arbeit nicht behindern.
Darum fotografiere ich auch keine Hochzeit nur mit einer Speicherkarte. Ich halte das für grob fahrlässig, wer das macht. Dass es heute Karten gibt, die so groß sind, dass man auch mehrere Hochzeiten auf die Karte bekommt, ist klar. Aber was ist, wenn die Karte am Abend den Geist aufgibt? Ich kann es mir nicht erlauben, am nächsten Tag zum Brautpaar zu gehen und den Vorschlag zu machen, die Hochzeit doch einfach morgen nochmal zu wiederholen… das geht bei einem Portraitshooting, aber doch nicht bei einer Hochzeit.
SWAN Magazine: Reden wir doch einmal über die Anfänge Deiner Hochzeitsfotografie. Hast Du erst Gewerbe angemeldet und dann die erste Hochzeit fotografiert?
Dennis Jagusiak: Bei meiner ersten Hochzeit war ich Gast und Fotograf. Ich konnte kostenlos mitessen und auch tanzen. Das war ja kein Job, sondern eher ein Test. Aber dann, als die ersten Anfragen kamen, bin ich schnell auf Nummer sicher gegangen, habe Gewerbe angemeldet, Handwerkskammer bezahlt und so weiter… ganz logisch.
SWAN Magazine: Das heisst, dass Du Dich bei der Preisfindung nicht an anderen Fotografen orientierst. Richtig?
Dennis Jagusiak: Ja, das ist richtig. Ganz zu Beginn, als ich für mein Geschäftsdarlehen einen Business Plan aufstellen musste, habe ich natürlich links und rechts geschaut, damit ich plausible Zahlen habe, die bei einer Prüfung auch des Business Planes auch nachvollziehbar sind. Doch heute interessiert mich das nicht mehr, was meine Nachbarn machen.
So ein Business Plan ist übrigens etwas ganz Tolles! Kann ich jedem nur empfehlen, mal die Miete, das Equipment, die Versicherung für das Equipment, die Reisekosten, etc. zu katalogisieren und dann mal zu kalkulieren, wieviel eine Hochzeit eigentlich kosten muss, dass mit am Monatsende nach Abzug von Steuern noch etwas Positives herauskommt. Bei einer Hochzeit pro Monat mit 300 EUR würde es mir schwerfallen, nur meine Fixkosten zu bezahlen.
Genauso wichtig ist meines Erachtens übrigens die Fokussierung: Erst als ich mich voll und ganz nur auf die Hochzeitsfotografie konzentriert hatte, wurde ich richtig erfolgreich. Das liegt auch daran, dass ich dann all meine Gedanken und Ideen rund um das eine Thema konzentrieren konnte und nicht auf zehn verschiedenen Themenfeldern gleichzeitig arbeiten musste.
SWAN Magazine: Mit Reflektoren und Abschattern arbeitest Du aber gar nicht, oder?
Dennis Jagusiak: Hm, ich bin diesbezüglich recht gut ausgestattet, hab das damals auch gerne gemacht. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich diese Gerätschaften mittlerweile im Keller stehen. Wenn ich Licht brauche, dann setze ich hier und da einen Blitz. Und wenn die Mittagssonne meine Blitze kapazitätstechnisch überfordert, dann gehe ich eh grösstenteils in den Schatten, um homogeneres Licht nutzen zu können.
Aber auch wenn ich meine Sunbounce-Reflektoren schon seit einigen Jahren nicht mehr nutze, setze ich doch oft auf Reflektoren: Natürliche Reflektoren, wie eine weiße Wand. Aber selbst ein weißes Brautkleid oder das weisse Hemd des Bräutigams nutze ich manchmal als Reflektor. Warum nicht das nutzen, was gleich in der Nähe ist?
SWAN Magazine: Statt auf Deiner Website die Preise für Deine Dienstleistungen zu offenzulegen, hast Du einen anderen Weg gewählt: Du hast eine Broschüre ins Internet gestellt, die auf stolzen 36 Seiten nicht nur Bilder zeigt, sondern auch Deine Arbeitsweise beschreibt. Auf Seite 13 kommt dann das erste von vier Hochzeitspaketen. Das nennst Du „Premium“ und sprichst in der Überschrift darunter dann von „die kleine Hochzeitsreportage“. Danach folgen „Deluxe“, „Luxury“ und „Luxury Plus“. Allein über die Namensgebung Deiner Pakete bist Du klar im „High End-Bereich“ positioniert. – War das schon immer so?
Dennis Jagusiak: Hm, schwierig. Hier ist die erste Frage ja, wie der High End-Bereich definiert ist. Ich habe sicherlich im Low Budget-Bereich angefangen. Aber als ich dann meinen Business Plan aufgestellt habe, habe ich sehr schnell die Frage bemühen müssen, was ich eigentlich im ganzen Jahr als Hochzeitsfotograf verdienen muss (wo die Hauptsaison nur ein halbes Jahr lang dauert), damit ich meine Miete, mein Equipment, meine Versicherung und mein Auto bezahlen kann. Das bringt einen gleich mal ins Mittelfeld beim Pricing. Und da habe ich mich natürlich auch verglichen mit anderen Fotografen.
Und dann hatte ich natürlich den riesigen Vorteil, im Theaterbereich nicht viel zu verdienen. Da bin ich rund acht Jahre lang mit ca. 1.100 EUR netto ausgekommen. Meine Bedarfssituation war also sehr limitiert und damit auch der Reiz über die Selbständigkeit bei guter Qualität mehr verdienen zu können, sehr hoch.
Und dann habe ich mich auch ehrlich gesagt ein bisschen hochgepokert. Ganz sachte und nie in großen Sprüngen. Aber wenn ich wusste, ich habe bereits so viele Hochzeiten für das Jahr fest gebucht, dass ich meine Fixkosten decken konnte, dann konnte ich im Vorgespräch mal antesten, ob ich meinen Grundpreis nicht etwas höher ansetzen konnte. Das ist aber auch legitim, finde ich. Denn auch meine Erfahrung ist ja gestiegen und auch die Bilder sind über die Jahre natürlich nicht auf dem gleichen Stand geblieben.
Doch eins will ich nicht verheimlichen: Auch ich habe Ängste! Gerade, wenn ich zu Beginn des Jahres erst sechs oder acht Buchungen hatte. Da beginnt man nicht zu pokern, sondern schaut erstmal, dass man die 10 Buchungen erreicht. Aber hast du dann plötzlich 20 Buchungen, kannst du doch ganz anders agieren.
Meine Meinung ist: Ich darf mich nie ausruhen. Ich muss immer aktiv sein. Und manchmal ist die Angst über eine niedrige Buchungsquote genau das, was ich brauche. Denn das spornt mich an, aktiver zu sein und dann kommen die Buchungen auch.
SWAN Magazine: Der amerikanische Hochzeitsfotograf Mike Larson hat vor kurzem seine Dienstleistungen als Hochzeitsfotograf sehr deutlich auf Burgen, Schlösser, Weingüter und andere „private Properties“ eingegrenzt. Ist Mike im internationalen Kontext ein Vorbild für Dich?
Dennis Jagusiak: Businesseitig ist Mike kein Vorbild für mich – so sehr ich seine fotografischen Werke auch schätze. Meine Werke entstehen eben nicht nur an den Schlössern, sondern sie leben davon, dass ich verschiedene Sets mit meinem Brautpaar festhalte. Selbst beim tollsten Schloss gehe ich mit meinem Brautpaar raus, um ein paar andere Bilder zu machen.
Und auch wenn vielleicht hier und da der Eindruck entsteht, so fotografiere ich längst nicht nur auf Schlössern und sonstigen luxuriösen Ambienten. Ganz im Gegenteil. Ich fotografiere auch Hochzeiten in Dorfgemeinschaftshäusern. Das wäre doch langweilig immer nur im Schloss zu fotografieren. Für mich ist daher nicht die Location wichtig, sondern die Menschen – allen voran das Brautpaar. Und ich habe abseits von Schlössern schon so tolle Hochzeiten fotografiert und so viel Spass gehabt… das möchte ich nicht missen. Darum begrenze ich mich da nicht.
Aber: Es gibt natürlich auch Grenzen. Wenn mir ein Brautpaar Bilder in meinen Musterfotobüchern zeigt, die eine Braut beim Anziehen in einem herrschaftlichen Zimmer eines Schlosses zeigt und diese unbedingt haben will, sich aber dann im ehemaligen Kinderzimmer bei den Eltern selbst ankleiden will, dann ist es meine Aufgabe, klar zu kommunizieren und dem Brautpaar mitzuteilen, dass solche Aufnahmen dann eben nicht gehen. Da sage ich auch ganz offen „das kriegen wir leider nicht hin“. Denn die Benjamin Blümchen-Tapete im ehemaligen Kinderzimmer kann selbst die Umwandlung eines Bildes in schwarz-weiss nicht mehr zur Schlosskulisse machen.
Meine Philosophie ist es jedenfalls nicht, nur große und opulente Trauungen zu begleiten. Klar, ich fotografiere gerade durch meine Nähe zum Schloss Romrod oft auf Schlössern oder auch in teuren Restaurants, aber ich mache genauso gerne eine kleine ganz intime Hochzeit mit nur fünf oder sechs Personen am Strand oder die kleine Berghochzeit auf einer Hütte in den Schweizer Bergen.
Auch für mich hat das doch Vorteile: Jeden Samstag Lammfilet-Spieße ist doch auch eintönig. Ich liebe es, zwischendurch auch mal in der Dorfkneipe zu sein, Schnitzel mit Pommes zu essen und das bürgerliche Ambiente zu genießen. Das ist wunderbar. Genau diese Abwechslung macht meinen Job doch so spannend.
Man kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber wenn Du regelmäßig Pagen auf Hochzeiten antriffst, die dich an jeder Ecke mit „Guten Tag Herr Jagusiak“ ansprechen, dann ist es eine totale Bereicherung, wenn man statt 5-Gänge-Menü in der Kneipe um die Ecke dem Koch in die Töpfe schauen kannst und dieser abends die Tanzfläche rockt.
SWAN Magazine: Reden wir mal über Deinen Alltag. In der Hauptsaison von Mai bis September wirst Du vermutlich regelmäßig am Wochenende eine Hochzeit begleiten. Den Sonntag verbringst Du mit Deiner Frau und montags machst Du Wochenende. Wie startet dann der Workflow am Dienstag?
Dennis Jagusiak: Ich sichere alle Daten im Laufe des Montags und kümmere mich am Montag dann erstmal um den Einkauf. Ich koche gerne und tue auch einiges im Haushalt. Oft gehe ich dann am Dienstag in ein Café und mache dort die erste Bildauswahl. Damit ich nicht stundenlang Bildbearbeitung am Stück machen muss -das ermüdet ja auch- mache ich zwischendurch meine Umsatzsteuer, führe Telefonate mit potentiellen neuen Brautpaaren oder treffe mich mit ihnen zu den Vorgesprächen. Die Bearbeitung dauert so lange, wie sie dauert. Ich trödele da nicht rum, aber Qualität geht klar vor Geschwindigkeit. Freitags lade ich dann alle Akkus, mache Kameras und Objektive sauber, packe meine Tasche, damit es am Samstag nicht hektisch sind.
SWAN Magazine: Je nach Paket bietest Du zwischen 300 und 1.000 Fotos von Dir bearbeitet und in höchster Qualität und ohne Wasserzeichen/Logo an. Wie sieht da Dein Workflow aus?
Dennis Jagusiak: Vermutlich ein bisschen anders, als bei anderen. Ich benutze die Sterne in Lightroom für die einzelnen Abschnitte einer Hochzeit. Für das Getting Ready haben nutze ich z.B. zwei Sterne, für die Trauung drei und so weiter. Da muss aber jeder sein System finden, wie er am besten zurechtkommt. Wenn ich nach 14 Stunden mit 8.000 Fotos nach Hause komme und rund 1.000 Fotos zugesagt habe, dann sollen alle Abschnitte der Hochzeit ja in einem angemessenen Umfang unter den 1.000 Bildern vertreten sein. Das Selektieren und Gruppieren ist ein Job für den ich alleine 8-9 Stunden, also einen kompletten Arbeitstag benötigt. Und dann beginnt erst die Bearbeitung.
SWAN Magazine: Manche Hochzeitsfotografen arbeiten mit Partnerfirmen zusammen, die für sie die Bildbearbeitung übernehmen. Wie stehst Du z.B. zu ProImageEditors oder anderen Anbietern?
Dennis Jagusiak: Nein. Ich habe es natürlich mal ausprobiert, aber ich habe dann festgestellt, dass ich anschließend doch wieder so viel Details bearbeitet habe, dass ich gleich alle Bilder bearbeiten kann. Gerade bei meinen epischen Aufnahmen, bei denen ich ja oft mit Gegenlicht arbeite, probiere ich viel aus, bevor ich die finale Version habe. Da helle ich das Gras im Vordergrund auf, wandle mal in schwarz-weiss um oder spiele mit den Kontrasten. So ein Bild muss ja auch irgendwie zur gesamten Reportage passen. Und schlussendlich war nur ich bei der Hochzeit live dabei – nicht irgendein Dienstleister. Ich will die Stimmung und die Farben, die ich erlebt habe, auch so wiedergeben, wie ich sie gesehen habe. Das kann ich schlecht an Dritte outsourcen.
SWAN Magazine: Nun hast Du selbst kürzlich geheiratet. Nach welchen Kriterien hast Du (oder war es Deine Frau?) die Location ausgesucht, in der die Feierlichkeiten stattgefunden haben?
Dennis Jagusiak: Ja, wie ja zu erwarten ist, haben wir auf Schloss Romrod geheiratet… lacht… Aber Spass beiseite: Wir haben uns dennoch auch andere Locations angeschaut. Und da meine Frau eine epische Kulisse für die Hochzeit haben wollte, haben wir unter anderem auch Hotels und Schlosser aufgesucht, wo an jeder Ecke Pagen stehen und einem die Tür aufhalten. Aber es war einfach nicht unsere Kragenweite, alle paar Minuten mit „Herr Jagusiak“ angesprochen zu werden. Das passt nicht zu uns. Das sind nicht wir.
Ein für uns mitentscheidender Grund war auch die Erfahrung, die das Schloss Romrod mit solchen Veranstaltungen hat. Da sitzt einfach jeder Handgriff und selbst Sonderwünsche können die „mal eben“ erfüllen, weil sie schon viel auf Hochzeiten erlebt haben.
Aber es war eine gemeinsame Entscheidung. Auch wenn Hochzeiten mein Business sind, habe ich zwar viele Vorbereitungen getroffen, aber eben keine Entscheidung alleine. Gerade bei Einladungskarten und eher grafischen Sachen konnte sich dann meine Frau austoben. Die Gespräche mit allen Dienstleistern haben wir dann stets gemeinsam geführt.
SWAN Magazine: Und wie war es beim Hochzeitsfotografen? Hatte Deine Frau bei dem Thema überhaupt eine Chance mitzureden?
Dennis Jagusiak: Ja, definitiv! Und das ist auch sehr wichtig. Wir haben beide einzeln Hochzeitsfotos ausgesucht, die uns besonders gut gefallen und dann gemeinsam Prioritäten gesetzt. Und so haben wir uns für Andreas Pollok entschieden. Er ist im Hinblick auf Storytelling und den Umgang mit verschiedenen Lichtsituationen einfach sehr versiert und er macht zwischendurch auch diese epischen Fotos, die ich auch immer wieder gerne mache. – Und diese Entscheidung haben wir beide nicht bereut!
SWAN Magazine: Nun ist es ja vermutlich so, dass Du als Hochzeitsfotograf regelmäßig selbst Inspiration bei anderen Hochzeitsfotografen suchst, Bilder anschaust und so verschiedene Kollegen kennenlernst. Ich unterstelle einmal, dass dies bei Deiner Frau vermutlich nicht der Fall ist, oder?
Dennis Jagusiak: Ja und nein. Auch wenn ich die erste Vorauswahl getroffen habe, war es bei meiner Frau schon so, dass sie selbst auch -zum Beispiel bei Instagram– nach Hochzeitsfotografen geschaut hat, Bilder geliked und kommentiert hat und ich dann plötzlich entdeckte „Mensch, den Hochzeitsfotografen kennt sogar meine Frau“… denn das sieht man ja bei Instagram direkt. So kamen wir dann sogar über Fotos, die uns beiden gefielen, auf das Thema Hochzeitsfotografie. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass ich bei dem Thema über mehr Kontakte verfüge und auch mehr Zeit hatte, mich mit anderen Hochzeitsfotografen auszutauschen.
SWAN Magazine: Wer so viele Hochzeiten selbst fotografiert hat, für den ist es doch bestimmt eine Herausforderung, bei der eigenen Hochzeit nicht zur Kamera zu greifen, oder?
Dennis Jagusiak: Nee, das ist mir in der Tat sehr leicht gefallen. Ich bin nämlich ein Fotograf, der auch im Urlaub die Kamera einmal weglegen kann. Ich habe sie natürlich immer dabei, aber dann eher für ein paar Selfies. Da nimmt man als Fotograf einfach nicht das Handy, sondern das Equipment, das man selbst kennt.
Aber im Urlaub laufe ich ganz bestimmt nicht dauerhaft mit einer Kamera herum. Ich genieße das ja auch, mal keine Hochzeit zu haben. Und wenn dann in der Nebensaison mal ein Monat Pause ist, dann denke ich oft „Mensch, jetzt wäre es bei den tollen Wolken am Himmel doch super, ein Brautpaar vor der Linse zu haben“. Aber ich inspiriere mich dann auch gerne im Café. Dann setze ich mich dahin, beobachte die Menschen, deute ihr Verhalten, die Lichtentwicklung… da schaue ich gerne zu. Da werde ich stiller Beobachter. Und da brauche ich dann auch nicht die Kamera herauszuholen. Genauso wie auf unserer Hochzeit.
Klar, bei Aufnahmen am Abend, wo Andreas Pollok dann mit Blitz gearbeitet hat, dann überlegt man schon „was macht der jetzt“ oder „wie wird der Bildaufbau sein“ oder „welche Wirkung dieser eine Blitz aus seiner Perspektive wohl haben wird“. Aber sieht man von den inszenierten Motiven einmal ab, so haben wir Andreas den ganzen Tag über eigentlich gar nicht wahrgenommen. Und so soll es ja auch sein.
Du interessierst Dich für Hochzeitsfotografie und möchtest das gesamte 45seitige Interview mit Dennis Jagusiak und vielen seiner praktischen Tipps lesen? Kein Problem. Der Hauptteil des Interviews ist zusammen mit anderen epischen Fotokunstwerken aus der Feder von Dennis gibt es exklusiv in der gedruckten Version des SWAN Magazines und nachfolgendem Link. Viel Spass bei der Lektüre und viel neue Inspiration!