Digitalisierung
Für die einen ist es ein Segen, für die anderen ein Fluch. Millionen Seiten und Beiträge wurden über die Digitalisierung schon geschrieben und generell ist es ein Phänomen, bei dem Firmen entweder ganz weit vorne mitschwimmen („First Mover“, „Innovator“) oder aber ganz schnell abgeschlagen sind („Looser“, „Poor Dogs“).
Doch sprechen wir nicht von Kameraherstellern. Die Geschichte und bewegenden Momente, in denen große Namen einfach von der Bildfläche verschwanden, sind allen bekannt.
Sprechen wir vom Bild an sich
Das Bild an sich, ist nie aus der Mode gekommen. Es erlebt mit der Smartphonographie quasi eine Renaissance. Selbst in Drogeriemärkten sprießen die Automaten wie Pilze aus dem Boden, mit denen man Fotos „mal eben“ vom Smartphone auf Photopapier ausdrucken lassen kann.
Auch Fotodrucker für zuhause (stationär oder auch mobil) erfreuen sich neuer Beliebtheit. Und der Unterschied ist naheliegend: Während ein digitales Bild mit dem Smartphone in der Tasche verschwindet, bleibt das anlog ausgedruckte Foto liegen. Oder es wird aufgehängt.
Ein besonderes Phänomen ereilt dem gedruckten Bild nicht: Es wandert nicht selbständig immer weiter nach hinten im Regal, wenn man neue Fotos anschaut (das passiert aber im Smartphone automatisch). So geraten tolle Fotos im Smartphone schnell in Vergessenheit, während das gleiche Bild ausgedruckt immer noch vorne an der Scheibe der Vitrine im Wohnzimmer steht.
Der bewusste Konsum hat noch einen weiteren Effekt: Nachdem es nach einigen Jahren Ebbe nun nahezu für jede Kamera wieder passende analoge Filme gibt, werden zahlreiche Kameraschätze aus den Dachböden und Vitrinen alter Tage herausgeholt. Auch wenn anfangs nur probiert wurde, so ergibt sich doch langsam eine regelrechte Analog-Szene. Fotografen, die ganz bewusst ein Thema, einen Tag, ein Shooting analog fotografieren und sich freuen wie Kinder, wenn sie eine Woche später die ausbelichteten Fotos in der Hand halten können.
What a feeling
Eine Filmdose zu öffnen und zu verschließen ist schon etwas Besonderes in unserer digitalen Welt. Aber die Fotos aus einem Papierumschlag vom Entwickler zu entnehmen, führt zu etwas ganz anderem: Man nimmt sich Zeit! Man lässt das Auto vor dem Fotogeschäft noch eine Weile stehen, um erst einmal ganz in Ruhe Bild für Bild durchzuschauen und sich zu erinnern.
Der Vorteil des analogen Bildes liegt nämlich auch darin, dass man das fertige Bild nicht Sekundenbruchteile nach dem Druck auf den Auslöser in der Hand hält, sondern eine gewisse Zeit vergeht. Zeit, in der uns allein auf den üblichen Social Media Kanälen tausende neue Fotos über den Weg laufen. Das Erinnern ist das, was Bilder besonders einprägt. Denn da bei einem analogen Film nach wie vor jeder Druck auf den Auslöser Geld kostet, werden nicht (wie in der digitalen Welt) tausende Fotos geschossen, sondern jedes Motiv mit bedacht gewählt. Und auch das speichert das menschliche Gehirn und ruft genau diese Situation wieder auf, wenn der Fotograf sein entwickeltes Bild in der Hand hält.
Let the music play
Ein anderer Bereich, in dem die Analogie mittlerweile nicht mehr nur Renaissance, sondern regelrecht Trend ist, ist die Musik. Die Langspielplatte hat so viele Fans, wie nie zuvor. Nachdem Streaming für wenige Euro pro Monat unbegrenzt möglich ist, sind die Online-Verkäufe für Musik drastisch in den Keller gefallen. Aber zeitgleich ist der Absatz analoger Schallplatten in den Himmel geschossen. 2017 war das erste Jahr (seit mehr als 25 Jahren) in denen mehr Schallplatten als CD’s in Europa verkauft wurden!
Und auch hier liegt der Vorteil auf der Hand: Digitale Musik wischen wir einfach weiter, wenn sie nicht unserer Stimmung entspricht. Wir haben bunt gemischte Playlisten auf unseren smart Devices und skippen (was erstmals mit der CD möglich wurde) zielsicher von einem Titel zum nächsten.
Aber Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal ein ganzes Album eines Künstlers an einem Stück durchgehört? Das Cover des Albums aufwändig studiert und das Booklet gelesen? Oder die Bilder im Booklet intensiv betrachtet? – Für viele Menschen ist dies Jahre her. Und wenn diese dann einen alten Plattenspieler auf dem Speicher entdecken und den Mut besitzen, ihn in ihre Bluetooth-Anlage zu integrieren, dann entsteht etwas ganz wundervolles: Die Menschen suchen sich einen bequemen Sessel, legen eine Platte auf und nehmen das Cover mit zum Sessel. Sie nehmen sich Zeit und lassen sich entführen in die Welt des Musikers, des Künstlers und lauschen aufmerksam, bis sich die Nadel vom Vinyl hebt und lautlos schreit „dreh mich um“…
Das Konzept
Das Konzept des SWAN Magazines zielt genau auf diesen Moment, auf diese Kundschaft ab. Mit dem SWAN Magazine wollen wir unsere Leser aus dem Alltagstrott herausholen. Wir wollen sie dazu motivieren, einen Whiskey auf der Zunge zergehen zu lassen, eine Schallplatte gezielt auszusuchen, den Ohrensessel aufzusuchen und das neue SWAN Magazine aufzuschlagen. Und dann Seite für Seite zu genießen.
Zitat: Thomas Mann
Bereit sein ist viel. Warten zu können ist mehr. Doch erst den rechten Augenblick zu nützen, ist alles.