Es war eine zugegebenermaßen komische Aktion. Aber ein bißchen unorthodox zu sein, gibt ja bekanntlich Profil…
Was war geschehen?
Es war Ende Februar. Nicht sonnig, aber auch kein richtiger Wintertag. In unserem Instagram-Feed tauchte ein Bild auf: Ein gebundenes Fotobuch, bei dem eine Doppelseite aufgeschlagen war, die eine Dame von hinten am Strand zeigte.
Sofort war unser Herz getroffen: Noch eine Publikation, die wir noch nicht kennen? Also schnell in die Tasten geklopft: “Wir würde gerne die ersten beiden Ausgaben des SWAN Magazines gegen eine Ausgabe deiner Monographie eintauschen wollen. Interesse? -> info@swan-magazine.com”.
Es dauerte keine 10 Minuten, da lag die Antwort schon vor: “@swanfineartmagazine Gerne, ich schicke euch eine E-Mail🙂”.
Und nochmal keine 10 Minuten später war aus einem Insta-Kommentar ein echter Mailverkehr geworden.
Zwei Tage später klingelte dann der Postbote und überreichte uns ein Päckchen. Von Helmut Rüb. Dem Fotografen, dem wir einfach unter sein Posting geschrieben hatten und der uns gleich seine Adresse für diese einmalige Tauschaktion zugesandt hatte.
Vermutlich war unser Päckchen am gleichen Tag bei ihm, wie seins bei uns. Schon im Mailverkehr hatte Helmut darauf hingewiesen, dass sein Buch leider mit Hardcover nicht mehr verfügbar sei. So haben wir die Ausgabe mit Softcover erhalten. Doch am Inhalt ändert dies nichts.
Ein Buch vom Portraitfotografen
Helmut Rüb bezeichnet sich selbst als Portraitfotografen – das tut er in großen Lettern direkt auf der Startseite seiner Website. Doch wer denkt “klar, das passt gut zusammen, Helmut Rüb und SWAN Magazine haben sich abgesprochen”, der liegt falsch. Denn vor dem Instagram-Kontakt Ende Februar hatten wir bisher keine Berührungspunkte mit ihm (was also ausschließt, dass es hier um einen geplanten Marketing-Gag handeln könnte) und nach der gegenseitigen postalischen Zusendung auch nicht.
Überraschung
Der heutige Blogbeitrag über ihn und sein Fotobuch ist somit eine Überraschung. Für ihn. Und für sein Model: Tanja.
Doch fangen wir von vorne an. Das Fotobuch “Tanja – Ein Jahr in elf Tagen” ist 256mm hoch, 204 mm breit und in der Softcover-Variante exakt 283 Gramm schwer. Mit seinen rund 90 Seiten (geschätzt) hat das Fotobuch ungefähr die halbe Dicke eines durchschnittlichen Taschenbuchs und eine Grundfläche, die ca. doppelt so gross ist wie das handelsübliche Taschenbuch. Dies sorgt dafür, dass es sich in der Hand irgendwie wie ein Taschenbuch anfühlt – obwohl es keins ist!
Helmut ist kein Freund großer Worte. Das sieht man an seiner Website. Das haben wir im Mailverkehr erlebt und das wird auch in seinem Fotobuch “Tanja – Ein Jahr in elf Tagen” sichtbar.
Er beginnt mit 1,5 Seiten Introtext (keine Angst, er dankt nicht seiner Mutter und auch nicht seinem Fans), in denen er ausschließlich das Projekt beschreibt und endet mit einer kurzen Danksagung an sein Model und seine Ehefrau. Also alles in allem weniger Text, als wir hier in diesem Blogbeitrag schreiben.
Doch was ist drin?
Im Innenteil erwarten den Betrachter ausschließlich schwarzweiss-Fotografien von und mit Tanja. Helmut’s Fotokunstwerke sind unterschiedlich angeordnet. Mal mit Rahmen, mal ohne. Mal ein Bild auf der ganzen Doppelseite, mal vier Fotos auf einer Seite.
Mit seinen Bildern erzählt Helmut eine Geschichte. Zu dieser Geschichte schreibt er zwar nichts, aber seine Bilder sprechen klare Worte: Er zeichnet mit seiner Monografie das Bild einer Dame, die man neudeutsch vermutlich als “Best Ager” bezeichnen würde. Auf dem Titelbild noch “wie du und ich” in einer heute ganz normalen Jack Wolfskin Outdoor Jacke gekleidet, wird es gleich auf den ersten Innenseiten intim.
Zitat: Helmut Rüb
Portraitfotografie (so wie ich sie verstehe) ist eine sehr persönliche und intime Art der Fotografie.
Wer Helmut’s Fotokunstwerke kennt, der weiß, dass Helmut Wert auf Intimität legt. Und dazu gehört für ihn viel Haut. Die zeigt er (oder besser gesagt Tanja) hier auch. Mal steht sie vom Handtuch umwickelt vor dem Schminkspiegel, mal läuft sie in Dessous den Strand entlang. Die hölzernen Wellenbrecher oder der raue Sand passen wie die Faust auf’s Auge. Denn auch Tanja ist keine 16 mehr. Ihr Gesicht hat bereits Geschichte geschrieben – das sieht man – und das ist auch gut so.
Helmut hat Tanja nicht (wie in Hochglanzmagazinen üblich) mit Photoshop geliftet, auf dass sie 20 Jahre jünger sei, sondern er hat sauber herausgearbeitet, dass auch Best Ager in sich ruhen können, ohne unattraktiv zu sein. Im Gegenteil: Tanja merkt man anhand der Bilder an, dass sie sich wohlfühlt in ihrem Körper. Sie weiß sich zu kleiden und spielt mit ihren Reizen. Zusammen mit der fotografischen Inszenierung von Helmut wird daraus eine klare Botschaft: Ihr Frauen da draußen, auch jenseits der 40 könnt ihr fesch, frisch und attraktiv sein!
Für wen ist dieses Buch?
Nun, das schreibt Helmut weder in seinem Buch selbst, noch auf Instagram oder seiner Website. Aber hat man es einmal in Ruhe betrachtet, wird vor allem eins klar: Es ist eine Hommage an die reifende Frau. Jede Frau da draußen, die meint, alleine kraft ihres Alters sei sie nicht mehr attraktiv, soll sich hier gerne eines Besseren belehren lassen.
Und dann ist dieses Buch garantiert auch für Helmut selbst. Es war (wie er schreibt) sein erstes Buch, aber es wird nicht sein Letztes sein…
Wo kaufen?
Nun, einen eigenen Webshop haben wir auf Helmut’s Website nicht gefunden. Im klassischen Buchhandel vermuten wir es nicht. Darum empfehlen wir (weil wir es nicht besser wissen) den direkten Kontakt mit Helmut via E-Mail. Oder, sofern ihr selbst ein Fotobuch habt, ihm einen Tausch vorzuschlagen.
Bei uns hat es geklappt. Helmut kann nun zwei Ausgaben des SWAN Magazines sein Eigen nennen. Und wir stellen “Tanja – Ein Jahr in elf Tagen” nun zu uns in die Vitrine. Neben das SWAN Magazine versteht sich.
Zitat: Helmut Rüb
Ich danke meiner Frau Maria für die Geduld und das Vertrauen, das sie mir immer wieder für meine fotografischen Projekte schenkt. Nur dadurch kann ich mich weiterentwickeln und meiner Leidenschaft nachgehen.
Pascal Uehli •
August 29, 2021 @ 3:27 pm
[…] darüber, sobald es vorliegt. Das haben wir schon mit kleineren Publikationen wie Helmut Ruebs „Ein Jahr in elf Tagen“ oder auch großen Werken wie Russell James „Angels“ gemacht und darauf freuen sich unsere […]