Wenn einer eine Reise tut? – Ja, vielleicht ist das so. Durch ein Model auf die Idee gebracht, haben sich vier weibliche Fotografen auf die Reise nach Ibiza gemacht. Im Handgepäck: Vier Models. Im Koffer: Kameras, Objektive und was es noch so alles braucht.

Acht Mädelz – eine Finca
Der Name „Ibiza Waves“ verrät es bereits: Die Reise ging nach Ibiza. Dem Ort, an dem Tezz(*) viele Jahre gelebt hat. Lokalkenntnis war damit gegeben. Über die Shootingreise hüllen sich die Damen in Schweigen. Und vielleicht ist das gut so. Spontan angesprochen auf ein Motiv hörten wir: „Ja, du hast Recht, das war in der Tat morgens. Wir hatten alle schon ein Glas Rotwein getrunken, als die Idee zu diesem Bild entstand…“. Nun, wer braucht da mehr Informationen über die Shootingreise selbst, wenn ein solches Event folgt?

Ibiza Waves
Zugegeben, wir wurden bereits gefragt, als die vier Fotografinnen gerade entschieden hatten, dass die Ergebnisse dieser Shootingreise in eine Ausstellung münden sollten. Doch dann waren unsere Tipps gefragt, die wir gerne geteilt haben. Doch das war ein einmaliger Touchpoint – keine wochenlange Beratung. Herausgekommen ist eine eintägige Ausstellung. Ein Sonderformat also, bei dem Vernissage und Finissage auf einen Tag fallen – und die Ausstellungsdauer dazwischen auch.
Recht zentral aus dem Blickwinkel der Wohnorte der vier Künstlerinnen, aber vermutlich nicht in der Mitte von Deutschland fand das Event statt: In Reutlingen. In der „Tonne„.

Die Tonne Reutlingen
Für jeden Leser, der Reutlingen nicht kennt, klingt „Die Tonne“ eher nicht so einladend (was so ein Namen doch ausmacht). Doch dahinter verbirgt sich das Theater. Eine Location also, die für Events gebaut ist und die den Vorteil mit sich bringt, dass dort ein gewisses Equipment per se vorhanden ist. Ein immenser Vorteil, wie sich herausstellen sollte.
Denn die vier Damen wollten nicht nur einfach eine Ausstellung machen, sondern ihr Ziel war es, die Besucher ein wenig neugierig zu machen, aber ebenso auch gut zu unterhalten.
Also wurden die in „der Tonne“ vorhandenen Vorhänge an den Wänden dazu genutzt, die Kunstwerke zu Beginn von Ibiza Waves zu verstecken. Besucher der ersten Minuten dachten also, dass es das wohl mit den Motiven im Foyer gewesen sein müsste und dass die grosse Halle „der Tonne“ nur der Partyraum sein sollte. Denn dort hatte ein DJ sein Mischpult aufgestellt und direkt neben dem Eingang stand die Cocktailbar… aber Bilder waren zu Beginn nicht zu sehen…

Inszenierung Fotokunst
Doch weit gefehlt. Die vier Damen haben an den schwarzen Wände (also noch hinter den Vorhängen) mit Hilfe diffiziler Seilmontagen die fotografischen Kunstwerke ihrer Ibiza-Reise an allen Wänden verteilt. Gerahmt und ungerahmt, grossformatig und klein. Motive, die erkennbar zusammengehören und zusammen eine Story ergeben, genauso wie Einzelmotive. Exzellent beleuchtet mit Hilfe der Theaterscheinwerfer und verdeckt vom riesigen schwarzen Vorhang, der alle Wände (und damit alle Bilder) verschwinden lies.
Verschwinden bis zu dem Moment, wo die Besucheranzahl schon gross war, die meisten Gäste der Musik in die Halle gefolgt waren und die ersten 100 Cocktails ausgehändigt worden waren. Dann kam er: Der Nebel. Und aus dem Nebel kamen die vier Künstlerinnen hervor:
Alle vier sind sie in der Photoszene durchaus keine Unbekannten. Grenzt man die Photoszene mal auf das ein, was das SWAN Magazines als DNA in sich trägt (Peoplefotografie in Schwarzweiss), dann trifft man ziemlich genau das, was die vier Damen am Besten können: Auf Farbe verzichten und die Modelle ins rechte Licht rücken…

Ibiza Waves – Sommerfeeling zum Herbstanfang
Mit Vivien, Mandy, Maren und Tezz, der abwechslungsreichen Vulkaninsel, einer weitläufigen Finca und den nicht enden wollenden Sonnenstrahlen, haben die vier Künstlerinnen fotografisch eingefangen, wovon viele Fotografen träumen: Abwechslungsreiche Motive in wechselnden Lichtsituationen. Fotokunstwerke mit Sehnsuchtfaktor. Aufgenommen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Jetzt, zum kalendarischen Herbstanfang, kam Ibiza Waves genau zum richtigen Zeitpunkt: Das erste Oktoberwochenende war in Deutschland nicht nur lang (Tag der Deutschen Einheit), sondern die Nächte waren auch erstmals flächendeckend etwas kühler. So war der Sommer draussen adé, aber drinnen in „der Tonne“ kam er – dank prickelnder Begrüssung, sommerlichen Motiven, clubartigen Sounds und eiskalten Cocktails – wieder hervor. Zumindest für einen Abend… Oder sagen wir besser „für diese eine Nacht“?

Leider nur eine Preview – dafür aber mit Führung
Terminüberschneidungen und berufliche Verpflichtungen machten es für das SWAN Team unmöglich, am Abend selbst live mit dabei zu sein. Aber zumindest konnten wir eine Stippvisite realisieren und so vor allen anderen Gästen das sehen, was Minuten nach unserer Abfahrt die Vorhänge für mehrere Stunden verhüllen sollten. Eine Sneak Preview also.
Natürlich wissen wir, dass die Party bis mitten in die Nacht ging. Und wir wissen auch, dass zahlreiche Exponate vor Ort gekauft und nach Mitternacht direkt mitgenommen werden durften. Doch erlebt haben wir nur die elektrisierende Spannung bei den vier Damen, die Ibiza Waves auf die Beine gestellt haben: Beate, Dana, Katharina und Kim. Sie alle waren zu unserer Preview vor Ort – einheitlich gestylt mit passenden Ibiza-Waves-T-Shirts… und allesamt aufgeregt, wie dieser Abend wohl werden würde.
Die letzten Fachsimpeleien haben wir noch gemeinsam geführt, zwei Bilder umhängt, damit die Story einfacher sichtbar wird. Doch die Damen hatten eine perfekte Vorarbeit geleistet. Das musste ein Erfolg werden. Soviel war schon am frühen Nachmittag klar.

Frauenpower pur
Als unsere Reise zurückging, konnten wir vier wundervolle Magazine mitnehmen (dazu später mehr) und einen bleibenden Eindruck, der auf drei Säulen basiert:
- Es braucht mehr „Feste der Fotografie“
- Fotokunst darf ruhig rocken
- Ladypower und noch mehr
Die Punkte 1 und 2 erklären sich von alleine. Doch was wir mit „Ladypower und noch mehr“ meinen, möchten wir kurz erläutern: Wir erleben beim SWAN Magazine regelmässig, dass weibliche Fotografen ihre eigene fotografische Leistung gerne in Frage stellen und sich nur selten aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen heraustrauen. Hier, bei Ibiza Waves, haben die Damen die Bühne nicht gescheut: Sie haben gemeinsam mit dem Mikrofon vor den Gästen gestanden und Ibiza Waves erklärt. Sie haben das Feeling von Ibiza in „die Tonne“ gebeamt und genau das war gut so. Denn diese unsere geliebte Fotoszene braucht mehr Frauenpower! Ibiza Waves ist der Beweis dafür, dass diese Frauenpower eine Bereicherung ist. – Das berichten die, die live mit dabei waren. Und damit ist auch erklärt, was „und noch mehr“ bedeutet: Ibiza Waves sollte, wenn es nach uns (den Machern des SWAN Magazines) geht, nicht die letzte Welle sein, die Fotografinnen in der dieser Männerdomäne in Bewegung setzen. Sie können das, sie dürfen das, sie zelebrieren das. Und wir mögen das!

Top Tipp: Magazines
Für diejenigen Besucher, die sich keins der Motive leisten wollten oder konnten, haben Dana, Katharina, Kim und Beate jeweils ein kleines Magazin mit ihren eigenen Bildern produziert. Zum Preis von nur 20 bzw. 25 EUR pro Exemplar konnten die Besucher ein Printmagazin von ihrer Favoritin käuflich erwerben und auch mitnehmen. Einige taten das und nutzten die Gunst der Stunde, diese Magazin-gewordenen Statements für die Fotografie auch gleich von den Künstlerinnen und Modellen signieren zu lassen. Klasse Idee!

Doch es gibt auch Raum zur Kritik
Wir sprechen in der heutigen Kommunikation vielfach über Emanzipation. Soweit so gut. Doch schon ein einziges Bild mit einem Mann als Hauptmotiv hätte die Ausstellung wahrlich bereichert. Man denke nur an die vielen Damen unter den Gästen, die sich sicherlich auch einen Mann gut vor den Felskulissen der Ibiza Waves hätten vorstellen können… 😉 Vielleicht wären dann noch mehr Fotokunstwerke verkauft worden…
Anyway: Für diese eine Ausstellung war es genau richtig, alles auf das eine starke Geschlecht zu fokussieren. Denn so wurde eins omnipräsent: Yes, we can!
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(*) Tezz kennen viele unserer Leser vom gleichnamigen Bildband von Stefan Rappo. Es handelt sich hier um das gleiche Model.