Direkt neben der Düsseldorfer Altstadt, genauer gesagt keinen Steinwurf vom Carlsplatz entfernt, liegt ein ganz besonderer Kleinod versteckt: The Photo Gallery Paffrath. Seit 2016 zeigt die auf Fotografie spezialisierte Galerie immer wieder Ausnahmekünstler. Horst P. Horst wurde hier schon ausgestellt und noch gar nicht so lange her ist es, dass Bryan Adams seine grossformatigen Fotografien hier ausgestellt hat.
Greg Gorman
Gestern war es dann soweit: Mit der Vernissage startet die Ausstellung von und mit Greg Gorman. Der Ausnahmefotograf, der 1949 in Kansas City geboren wurde, lebt heute in Kalifornien und pflegt eine innige Beziehung zu Deutschland und der Fotoszene. Zuletzt 2018 hatte Greg Gorman mit Unterstützung von Guido Karp (Ausgabe 03) eine Workshopserie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz durchgeführt, die 20 Stationen hatte und hunderte Fotografen begeisterte.
Trotz Pandemie und damit verbundener Reiseeinschränkungen hat es sich Greg Gorman nicht nehmen lassen, zur Ausstellungseröffnung am gestrigen Donnerstag persönlich zu erscheinen.
Ein Künstler zum Anfassen
Greg zeigte sich in Düsseldorf in bester Laune. Schon einige Minuten vor Beginn der Vernissage tauchte er auf und mischte sich sogleich unter die bereits anwesenden Gäste. Und je voller es wurde, desto mehr genoss er förmlich das Bad in der Menge. Doch wer Greg kennt: Bei ihm gibt es keine Floskeln. Wenn er angesprochen wird, fragt er direkt nach dem Namen seines Gesprächspartners, freut sich über das Interesse an seinen Bildern und erklärt bereitwillig seine Werke. Und zu jedem einzelnen Motiv gibt es eine kleine Story obendrein. – Ein ganz wichtiger Punkt, damit die Gäste nicht nur ein Bild im Kopf behalten, sondern etwas zu berichten haben, wenn sie mit Freunden und Bekannten über ihr Lieblingsmotiv sprechen.
It’s not about me
Seine Ausstellung in The Photo Gallery Paffrath hört auf den Titel “It’s not about me”. Dies ist nicht nur der Titel seines aktuellen Buches, sondern zugleich sein persönliches Credo – und das, obwohl der Titel selbst gar nicht von ihm stammt, wie er später in seiner Ansprache verrät. Er stellt die Kunst in den Vordergrund und gänzlich ohne Star-Allüren gesellt er sich selbst lieber in die Menge, als vorne auf dem Podest zu stehen.
Knackig, piontiert und mit zahlreichen Anekdoten aus seinem Leben gespickt zieht er die Gäste in seinen Bann. Kaum ein Fotomotiv, das er nicht in wenigen Worten selbst erklärt. Und als er nach fünf Minuten Monolog und mindestens 20 Jokes seine Rede beendet, tut er dies nicht, in dem er winkend von der Bühne geht, sondern mit den Worten: “I am just an easy guy. Ask me whatever you want.” So geht er mit seiner Flasche stillen Mineralwasser auf direktem Weg zurück in die Menge und tut so, als wäre es ein Abend mit guten Freunden, bei dem es gar nicht um ihn ginge.
So wundert es auch nicht mehr, was die Galeristin Ariane Schneider-Paffrath zu Beginn berichtete: “Als ich ankündigte, dass wir hier Greg Gorman ausstellen werden, erhielten wir so viele Mails wie nie, die mit Formulierungen wie “Greg kenne ich sehr gut, ich freue mich, ihn auf der Vernissage wiederzusehen” anfingen…
Bekanntes und Neues
“It’s not about me” zeigt weltweit bekannte Werke, wie David Bowie mit seiner Gitarre oder auch Grace Jones mit Hut (Titelbild des gleichnamigen Bildbandes). Doch auch ein paar weniger bekannte Motive sind in The Photo Gallerie Paffrath zu sehen. Gekonnt arrangiert und kuratiert von der Expertin für zeitgenössische Fotokunst, Anke Degenhard, haben die Motive Luft zum Atmen und greifen doch nahtlos ineinander.
So zeigen sich Gäste und Aussteller in bester Freude und lassen nach strenger 3G-Kontrolle am Eingang schnell die in der Pandemie entstandene menschliche Distanz vergessen. Die Gäste tauschen sich aus und treffen sich nach langer Zeit wieder. Die Düsseldorfer Fotokunstszene trifft zusammen und so gibt es einige bekannte Gesichter unter den Gästen. Und so dauert es auch nicht lange, bis die ersten beiden Fotokunstwerke des Ausnahmekünstlers den Besitzer wechseln.
Summary
Noch bis zum 20. Dezember 2021 ist “It’s not about me” in The Photo Gallery Paffrath zu sehen – und ein Besuch lohnt sich für jeden, der sich für Peoplefotografie in schwarzweiss interessiert. Denn Greg Gorman spielt mit dem Licht. Seine harten Lichtquellen setzt er eher selten zur vollständigen Ausleuchtung des Gesichts ein, sondern eher so seitlich (oder so sehr von oben), dass harte Schatten und Konturen entstehen. Beinahe sind dies Bereiche im Bild, die komplett im Schwarz verschwinden… aber eben nur beinahe – und genau daran erkennt man bekanntlich den echten Fotoprofi. Übrigens: Die meisten seiner Motive sind mit nur einer Lichtquelle gemacht, wie er später den Gästen berichtet. Über Jahre hinweg waren es Studioblitze mit kleinen Reflektoren und Softboxen, die er einsetzte. Doch seit geraumer Zeit setzt Greg voll und ganz auf LED-Dauerlicht. Seine Motive wirken dabei ikonisch wie immer.
Hartes Licht und starke Kontraste sind das Markenzeichen von Greg Gorman. Und so passt es wie die Faust auf’s Auge, dass die Galerie selbst in blütenreinem Weiss gestrichen ist und alle Bilderrahmen in tiefem Schwarz präsentiert werden. Doch das i-Tüpfelchen ist etwas anderes: Auch wenn nicht jeder Gast in der Lage ist, ein Kunstwerk von Greg für die heimischen Wände zu erstehen, so bietet der vor Ort erhältliche Bildband eine tolle Gelegenheit, Gregs ikonische Portraits wenigstens mit ins heimische Bücherregal mitzunehmen. Und zur Feier des Tages signiert der weltbekannte Amerikaner, der schon Al Pacino und Alfred Hitchcock, Andy Warhol und Kevin Costner, Liz Taylor und Robert De Niro, Sophia Loren und Jack Nicholson vor der Linse hatte, ausdauernd und stets mit einer persönlichen Botschaft. Zu Gast auf einer Vernissage zu sein, bei der Künstler persönlich zugegen ist, ist eben doch etwas Besonderes.